„Das Ergebnis ist eindeutig. Leider.“

„Das Ergebnis ist eindeutig. Leider.“

Reaktionen. Wie der Ausgang der Wahl und die Folgen von bekannten ­Österreichern und auf Twitter kommentiert wurden

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„Wenn sie zynischen Humor haben, können SPÖ und ÖVP die Irrlichter von ­Stronach als Isoliermasse in die Regierung nehmen, denn Frank Stronach wird das Interesse an Politik nach dieser Wahl ohnehin verlieren.“
Florian Scheuba, Kabarettist

„Es ist, wie es war. Wie es sein wird, zum letzten Mal vielleicht, hoffentlich: eine ­Koalition der Verlierer SPÖ und ÖVP
Eva Blimlinger Rektorin Akademie der bildenden Künste Wien

Stefan Bruckbauer, Chefökonom Bank Austria
Ich glaube, dass von den Wählern mehr Realitätssinn und konkretes Handeln eingefordert worden sind. Wichtig ist, dass es eine Mehrheit für eine neue Regierung gibt. Damit ist die Situation günstiger als in Deutschland. Eine Große ­Koalition – mit dem Hinweis, dass man mit ihr nicht ganz zufrieden war – ist nicht schlecht. So gesehen ist es ein konstruktives Wahlergebnis. Irritierend ist das Resultat in der Steiermark. Es könnte dazu führen, dass der ohnehin nicht große Reformeifer einen Dämpfer bekommt. Die Eckpfeiler für die Regierungsarbeit sind klar. Als Erstes ist ganz schnell das Problem Hypo Alpe-Adria zu erledigen. Und man muss die großen Reformpakete Verwaltung, Pensionen und Bildung zügig angehen. Wenn da Ergebnisse vorliegen, muss man nachdenken, was bei den zu hohen Steuern speziell für die unteren Einkommen zu tun ist, denn speziell die Pensionsreform kann ja in der Einkommensverteilung Änderungen bringen. Wichtig: Der Budgetkonsolidierungspfad darf nicht verlassen und die ­Abgabenquote darf nicht ­erhöht werden.

Barbara Blaha, ehemalige ÖH-Vorsitzende, ­Publizistin
Mit den NEOS hat sich der liberale Flügel der ÖVP ­endgültig selbstständig gemacht. Spannend ist die Frage, wann es der SPÖ nicht mehr gelingt, ihre ­Anhängerschaft mit linker Symbolpolitik über ihre im Kern neoliberale Agenda – von den Bankenpaketen bis zum Fiskalpakt – hinweg­zutrösten.

Clara Luzia, Musikerin
Ich hatte eine leise Hoffnung, dass sich etwas ­ändert. Demokratiepolitisch fand ich die Tatsache neuer Parteien spannend, wenn auch nicht die neuen Parteien selbst. Dass die FPÖ ­wieder so viel abgestaubt hat, hat mich erschreckt. Ich hatte erwartet, dass diese Wahl die große Chance für die Grünen ist. Aber die Leute in Österreich sind dafür bekannt, dass sie immer über die Zustände jammern und meckern, aber dann doch wieder das Gleiche wählen. Das überrascht nicht, aber es verwundert doch.

Herbert Paierl, Ex-Politiker (ÖVP), ­Unternehmer
Ihre Frage, ob ich froh bin, nicht mit dem Team Stronach in den Ring gestiegen zu sein, stellt sich nicht. Das ist alles lange her. Nach meiner und der Konzeption meiner Mitstreiter hätte es vielleicht anders ausgesehen. Aber das ist Spekulation. Was in der Steiermark passiert ist, kann ich mir im Moment noch nicht erklären. Enttäuschungen aufgrund der Gemeindezusammenlegungen sind klar, aber dramatisch ist, dass so viel bei der FPÖ landet. Die Verluste von SPÖ und ÖVP sind im Rahmen meiner Erwartungen. Fest steht jetzt, dass es im bürgerlichen Bereich eine unglaubliche Mobilität der Wähler gibt. Wie immer die Regierung aussieht, es muss Reformen geben. Die sind der Wählerauftrag. Ich glaube, dass die Frustration der Leute genau daher kommt: dass den Österreichern ihre Politik zu wenig initiativ und pro-aktiv ist.

Cornelius Obonya, Schauspieler
Das Wahlergebnis ist eindeutig. Leider. Das Resultat für die FPÖ ist mir unverständlich, es lässt einen teilweise am Verstand zweifeln. Dagegen sein ist halt immer das Einfachste. Dass Kultur und all das, wofür Kultur steht, in diesem Wahlkampf keine Rolle gespielt haben, war so zu erwarten. Es geht jetzt um Arbeitsplätze, um die Wirtschaft. Für Künstler ist das kein Grund zu verzweifeln, im Gegenteil. Es kann immer nur Ansporn sein, es besser zu machen.“

Franz Fiedler, Transparency International
Die ÖVP hat es, anders als etwa die CSU in Deutschland, nicht geschafft, zu verhindern, dass rechts von ihr weitere Parteien entstehen, und daher verloren. Die SPÖ hat, überraschend, auch an die neuen Parteien verloren. Das ist ein Zeichen dafür, dass nicht wenige Wähler ­einen Neuaufbruch gewünscht haben. Das Korruptionsthema hat meinem Eindruck nach überhaupt keine Rolle gespielt, ansonsten hätten die Grünen wesentlich besser abschneiden müssen. Wie immer man zu ihnen steht, sie haben mit Korruption niemals irgendetwas zu tun gehabt, ganz anders als FPÖ und auch BZÖ. Ich gehe davon aus, dass die Wähler der Meinung sind, die Politiker seien ohnehin alles Gauner, wie man so landläufig sagt, korrupt sei praktisch jeder. Die Wähler denken offenbar, egal, für wen ich mich entscheide, unter dem Gesichtspunkt der Korruption dürfte ich gar niemanden wählen. Die Politik ist ein schmutziges Geschäft, was soll’s: Das ist, glaube ich, die Ansicht der Wähler.

Die Wahl auf Twitter

Eines Tages wird man nicht mehr Mahü sagen, sondern GRÜNER ZENTRALFRIEDHOF.
@DieterChmelar, Kolumnist, ­Autor

Grrrrrrrrrrh!
@MatStrolz, NEOS-Spitzen­kandidat um 13:25 Uhr

„Klar ist, dass das ein Denkzettel für diese ­Regierung ist“, sagt VP-­General Rauch. Nachtigall, ich hör …
@ArminWolf, ZIB-Moderator

#NEOS in Wien aus dem Stand halb so groß wie ­etablierte #Grüne. Beide ­sehen das als Erfolg an, die Ersteren zurecht ;))
@RablPeter, Journalist

Einmal möchte ich erleben, dass sich jemand hinstellt und sagt: „Ja, stimmt. Wir habens ­vergeigt.“ Oder von mir aus: „versemmelt“.
@BarbaraKaufmann, Filmemacherin, Journalistin

glaub die sache mit den wahlprognosen kann man sich in zukunft ersparen, völlig daneben #nrw13
@TomMayerEuropa, Journalist

Kärnten ist immer noch das alte Kärnten: FPÖ + BZÖ = 30 % und Steiermark ist mit dem selben Ergebnis NOCH ein Kärnten.
@karinkollerwp, Karin Koller, ­Biochemikerin, Bloggerin

Total nervösen Mann beim Wählen getroffen! Wahrscheinlich Berufs-Killer mit Angst vorm Wahlausgang!
@floriankahn, NEOS Tirol

alle sind entsetzt und keiner hat die fpö gewählt. ist wie mit den bordellen.
@jhaslauer, Jürgen Haslauer, ­Unternehmer

Redaktion: Marianne Enigl, Philip Dulle, Stephan Wabl