Novavax und Valneva

Totimpfstoff als Ausweg für Impfskeptiker

Irrational oder nicht: Viele Menschen warten auf "klassische" Vakzine gegen Covid-19. Einer kommt wohl bald auf den Markt - rechtzeitig vor der Impfpflicht.

Drucken

Schriftgröße

"Ich kann nicht verstehen, warum der Totimpfstoff von Valneva nicht zugelassen wird. Man würde im Nu eine Durchimpfungsrate von 90 Prozent erreichen", schreibt uns Rudolf P. auf Facebook.

profil ist seit Monaten mit Impfskeptikern im Gespräch und stieß dabei auf eine Konstante: Die Hoffnung auf einen sogenannten Totimpfstoff. Viele Menschen misstrauen den neuartigen mRNA-Impfstoffen. Sie scheinen gegen die Tatsache immun, dass diese bereits milliardenfach erfolgreich verimpft wurden. Bis vor Kurzem zählte auch Tennisstar Dominic Thiem dazu - er ist mittlerweile geimpft.

Totimpfstoffe - oder inaktivierte Impfstoffe - enthalten abgetötete Krankheitserreger. Der Körper erkennt sie als fremd und regt das Immunsystem zur Antikörperbildung an. Eine klassische Methode seit 70 Jahren, die gegen Grippe, Kinderlähmung, über Tollwut bis hin zu Hepatitis A und B angewandt wird. Auch die chinesischen Vakzine von Sinovac oder Sinopharm sind Totimpfstoffe, in der EU aber nicht zugelassen (und gegen Corona teils nur mäßig effizient).

Rudolf P. kann aufatmen. Bereits in wenigen Wochen dürfte der erste Totimpfstoff - Nuvaxovid - in der EU zugelassen werden. Für Impfskeptiker wie ihn tut sich damit eine Tür zur Impfung auf, bevor sie durch die Impfpflicht ab Februar dazu gezwungen werden.

Wann kommt Valneva?

Vergangenen Mittwoch hat der US-Pharmakonzern Novavax die Zulassung bei der EU-Arzneimittelbehörde (EMA) beantragt. Die EU hat sich bereits im August 200 Millionen Dosen gesichert und will die Prüfung rasch erledigen. Österreich könnte vier Millionen Dosen abrufen. Und der lang erwartete Totimpfstoff Valneva? "Die Auslieferung unseres Impfstoffs soll vorbehaltlich der Genehmigung durch die EMA im April 2022 beginnen", sagt Geschäftsführer Thomas Lingelbach. Der österreichisch-französische Biotech-Konzern hat einen Sitz im Vienna BioCenter. Die EU hat sich für die nächsten beiden Jahre 60 Millionen Dosen gesichert.

Im September riet Lingelbach noch davon ab, auf seinen Impfstoff zu warten. "Jede Impfung ist besser als keine." Jetzt, wo die Marktreife näher rückt, streicht er die Vorteile seines Impfstoffes hervor. "Wir glauben, dass VLA2001 im Vergleich zu den derzeit zugelassenen Impfstoffen Vorteile in Bezug auf Sicherheit, Kosten, einfache Herstellung und Verteilung bieten könnte." Was meint er mit Sicherheit? "Das Verträglichkeitsprofil war deutlich vorteilhafter als das des aktiven Vergleichsimpfstoffs."

Die Wirksamkeit von Novavax wie auch Valneva liegt bei rund 90 Prozent. BioNTech/Pfizer erreichte bei Tests Wirkungsgrade von 95 Prozent.

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.