Katharina Reich, Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit, Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne), Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), Generalmajor Rudolf Striedinger anl. einer PK zur Vorstellung der - Gesamtstaatliche COVID - Krisenkoordination (GECKO) in Wien.
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Omikron ante portas: Ist die Regierung mit ihrem Latein am Ende?

Die neue Corona-Welle braust ungebremst heran, doch die Politik setzt vorerst nur auf Begleit- statt auf echte Gegenmaßnahmen. Bitte anschnallen, Maske auf und durch.

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Wer in den kommenden Wochen nicht mit dem Corona-Virus infiziert werden möchte, sollte in erster Linie selbst vorsichtig sein (impfen lassen, Maske tragen und Kontakte reduzieren). In zweiter Linie braucht er oder sie Glück (dass die Impfung im individuellen Fall gut gegen die leichter übertragbare Omikron-Variante wirkt und dass die eigenen Lebensumstände günstig sind – etwa durch die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten). Worauf man hingegen nicht bauen sollte: Dass die Regierung jeden Einzelnen schützen wird. 

Die Politik hat sich mit der „Durchseuchung“ der Bevölkerung abgefunden. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), der selbst vergangene Woche positiv auf Corona getestet worden war, bekräftigte das am Wochenende im ORF-Radio: Um die Zahlen tatsächlich zu bremsen, müsste man einen radikalen Lockdown bis hin zum Shutdown machen, meinte Nehammer. Das gelte es zu verhindern, weil das so belastend sei.

Experiment mit ungewissem Ausgang

Die Regierung setzt nun auf Begleit- statt auf echte Gegenmaßnahmen. Die Devise lautet, die „kritische Infrastruktur“ (Gesundheitssystem, Energieversorgung, Bildungseinrichtungen etc.) einigermaßen am Laufen zu halten. Was mitschwingt, ist die Möglichkeit, doch noch einzugreifen, falls die Gesamtsituation aus dem Ruder laufen sollte. Bleibt zu hoffen, dass die Krisenmanager im Fall des Falles rechtzeitig aus den Passagiersitzen hochkommen, um das Steuer zu ergreifen. Eva Linsinger warnt im aktuellen profil davor, dass der Blindflug mit einem Crash enden könnte, und schreibt von einem „Live-Experiment mit ungewissem Ausgang“.

Experte empfiehlt schärfere Maßnahmen

Einer, dem die neuen Regeln (schärfere 2G-Kontrollen im Handel, Verkürzung der Gültigkeit des Grünen Passes und FFP2-Maskenpflicht bei Gedränge im Freien) nicht weit genug gehen, ist Norbert Nowotny vom Institut für Virologie an der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Im Gespräch mit profil empfiehlt Nowotny verpflichtendes Homeoffice, wo dies möglich ist. Außerdem rät der Experte zu einer Reduktion der Besucherzahlen bei Veranstaltungen.

Wie sehr wird Omikron die Krankenhäuser belasten? Ist die nun erfolgte Entschärfung der Quarantäneregeln gefährlich? Welchen Einfluss hat der heutige Schulbeginn nach den Weihnachtsferien? Verursacht Omikron ebenso Long Covid wie die anderen Corona-Varianten? Franziska Dzugan beantwortet diese und weitere wichtige Fragen zur bevorstehenden Virus-Welle.

Aufhalten lässt sich Omikron – Experten zufolge – nicht mehr. Bremsen ließe sich die rasante Entwicklung schon. Diesbezüglich ist die Regierung mit ihrem Latein zwar noch nicht am Ende. Die Frage ist aber, ob ihr rechtzeitig die richtigen Vokabeln einfallen.

Vale! – wie die alten Römer zur Verabschiedung sagten. Und bleiben Sie gesund!

Stefan Melichar

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Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).