Ermittlungen

Pilnacek-Tape: Die zwielichtige Vergangenheit des Fallenstellers

Die Folgen des Pilnacek-Tonbandes: Jetzt wird gegen einen Mann ermittelt, der das Tape veröffentlicht hat. Akten belegen, dass der Fallensteller Christian Mattura für illegale Glücksspielbetreiber arbeitete – in deren Auftrag soll er bereits früher gegen Pilnacek agitiert haben.

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Als Christian Mattura beim Wiener Innenstadt-Italiener „Il Cavalluccio“, in dem sich die Reichen und Mächtigen gerne treffen, auf die Aufnahmetaste seines Handys drückte, wusste er noch nicht, dass ihn das Tape berühmt machen würde – und ihm juristische Probleme bringen könnte.

Der 38-jährige Mattura, ein windiger Unternehmer mit Polit-Vergangenheit, nahm an einem Juliabend im Vorjahr niemand geringeren als Christian Pilnacek auf. Der einflussreiche, inzwischen verstorbene Sektionschef im Justizministerium beaufsichtigte jahrelang die Staatsanwaltschaften und hatte damit Kenntnis über die delikatesten Verfahren des Landes.

Nach Pilnaceks Tod fand das Tonband im November des Vorjahres seinen Weg an die Öffentlichkeit. Mattura outete sich wenig später öffentlich als Urheber des Tapes, auf dem Pilnacek mehrere ÖVP-Politiker belastete. Demnach hätten Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und andere immer wieder versucht, Einfluss auf heikle Ermittlungsverfahren zu nehmen – laut der Darstellung Pilnaceks allerdings erfolglos. Die Betroffenen haben die Vorwürfe stets bestritten. Um die Causa aufzuklären, ließ die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) vorsorglich Pilnaceks alten Dienstlaptop beschlagnahmen, ermittelt wird vorerst gegen unbekannt.

Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Abhöraktion

Das Tonband bescherte Mattura seine 15 minutes of fame, er wurde in Talkshows eingeladen und gab Zeitungsinterviews. Die Anbahnung an Pilnacek gelang Mattura über einen Freund des Justizbeamten, den deutschen Gas-Händler Wolfgang Rauball, der auf dem Tape ebenfalls zu hören ist.

Möglicherweise ist der Preis für die Abhöraktion ein hoher.

Jakob   Winter

Jakob Winter

ist Digitalchef bei profil und leitet den Faktencheck faktiv.