"Pizzeria Anarchia"

Polizei-Großeinsatz beendet: Wiener "Pizzeria Anarchia" geräumt

Aktuell. Polizei-Großeinsatz beendet: Besetztes Haus in Wien-Leopoldstadt geräumt

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Die Polizei rückte mit 1.700 Beamten gegen die Besetzer aus, so das Bundesministerium für Inneres gegenüber dem "Falter". Der Grund für dieses starke Aufgebot waren Hinweise an die Polizei, wonach die Hausbesetzer "schweres Gerät" auffahren würden, so Polizeisprecher Roman Hahslinger gegenüber profil online. Zudem waren angeblich mehrere Blockaden von Sympathisanten der Besetzer um das besetzte Haus geplant, um die Räumung zu verhindern. Die Hinweise auf schweres Gerät konnten allerdings nicht bestätigt werden. Der Polizeisprecher gab weiters an, es wären entgegen diverser Falschmeldungen keine gefährlichen Gegenstände aus dem Haus geworfen worden. Allerdings war von Exkrementen und Buttersäure die Rede.

"Logistischer Fehler"
Die Vorbereitungen für die gerichtlich angeordnete Räumung des von den Aktivisten verbarrikadierten Hauses liefen bereits zeitig in der Früh an. Ab 5.00 Uhr errichtete die Polizei eine Platzsperre, der Einsatz der Polizisten - unter denen auch Sondereinheiten wie die WEGA waren - begann kurz vor 10.00 Uhr. Vor allem die anscheinend in tagelanger Arbeit angefertigten Barrikaden der Aktivisten, darunter verschweißte Stahltüren und Dutzende Kubikmeter Sperrmüll, stellten die Einsatzkräfte vor Probleme. Die Aktivisten hatten auch Sperrgitter der Polizei verwendet, das diese Stunden zuvor am Einsatzort deponiert hatte. Ein "logistischer Fehler", wie die Exekutive später eingestand. Die Polizei berichtete auch von Hindernissen im Haus. So sei zum Beispiel eine "lebensgefährliche Falle" errichtet worden, bei der ein Herd aus großer Höhe auf die Einsatzkräfte hätte fallen sollen.

Wohnung für Wohnung geräumt
Dementsprechend konnten die Beamten nur mühsam Schritt für Schritt in das Haus in der Mühlfeldgasse 12 eindringen. Die Aktivisten reagierten mit Gegenwehr: Sie bewarfen die Polizisten mit Eiern, Federn, Farbe und Buttersäure, wodurch auch der zum Einsatz gekommene Räumpanzer in (optische) Mitleidenschaft gezogen wurde. Auch von aus dem Fenster urinierenden Besetzern wurde berichtet. Die Polizei antwortete mit Wasserschläuchen.

Am Nachmittag ging die Exekutive dann zunächst gegen jene Demonstranten vor, die sich trotz Platzverbots vor der "Pizzeria Anarchia" befunden hatten. Rund 30 Personen wurden dabei abgeführt. Zwölf wurden wegen Verwaltungsübertretungen festgenommen. Bis 18.30 Uhr war es schließlich gelungen, bis ins oberste der drei Stockwerke vorzudringen und die ersten Hausbewohner nach draußen zu begleiten. Danach wurde Wohnung für Wohnung geräumt. Die Aktion ging äußerst friedlich vor sich. Die 16 Personen, die nach 20 Uhr aus der Pizzeria geholt wurden, waren zuvor laut Behördensprecher Roman Hahslinger "von der Polizei unbemerkt" vom dritten Stock ins Erdgeschoß gelangt. Sie hatten sich angeblich abgeseilt.eseilt.

Noch vor dem Beginn der eigentlichen Räumung hatte die Causa bereits gegen Mittag auch die Kommunalpolitik beschäftigt. Debattiert wurde vor allem die Frage, ob der hohe Personalaufwand angesichts der überschaubaren Anzahl an Aktivisten gerechtfertigt sei. Vor allem die FPÖ, aber auch die ÖVP, stellten sich hinter die Exekutive und verwiesen auf die Rechtsgültigkeit der angeordneten Räumung. Die Grünen übten indes massive Kritik am "überbordenden" Einsatz und zweifelten zudem an der Kompetenz von Wiens Polizeipräsident Gerhard Pürstl.

Die Polizei selbst wollte die Mannstärke von kolportierten 1.700 Beamten nicht bestätigen. Sprecher Roman Hahslinger sprach im Laufe des Tages von "sicher nicht weniger als 1.000", wobei man die genaue Zahl nicht wisse, wie er später ergänzte." Die Anzahl der eingesetzten Polizeikräfte betrug im Aktionsbereich im Schnitt um die 400, zu Spitzenzeiten 500 Beamte", hieß es am Abend in einer Aussendung.

Die "Pizzeria Anarchia" war zweieinhalb Jahre lang besetzt. Zuvor war den Besetzern von den Hauseigentümern selbst angeboten worden, in die Immobilie kostenfrei für sechs Monate einzuziehen. Vermutetes Ziel: Die vermeintlichen Störenfriede sollten die letzten Mieter des Hauses gewissermaßen hinausekeln, damit die Liegenschaft danach umgebaut und gewinnbringend verwertet werden könne. Die Neo-Bewohner solidarisierten sich jedoch mit den Stammmietern und blieben nach Ablauf der Halbjahresfrist.

(APA/SaHa, CS)