profil-Morgenpost: Was halten Sie von „Stoßlüftung“?

Guten Morgen!

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An dieser Stelle lieferte Kollege Wolfgang Paterno gestern ein Kleinod. In einer federleichten Morgenpost thematisierte er den schönen Begriff „Kuschelperfektion“. Und zwar in Zusammenhang mit Kaiserpinguinen.

Es gibt unterschiedliche Kategorien schöner Worte: Neue oder unbekannte Kombinationen wie eben „Kuschelperfektion“. Der Begriff „situationselastisch“ war außerhalb des Bundesheeres unbekannt – bis er es dank Gerald Klug (Na? Na? Klingelt´s? Früherer SPÖ-Verteidigungsminister!) zu einiger Prominenz und Frequenz brachte. Auch die Corona-Krise schenkte uns neue Begriffe. Oder kannten Sie davor das Wort „Stoßlüftung“? „Mund-Nasen-Schutz“ ist weniger elegant, erinnert zu sehr an „Maul-Klauen-Seuche“. Auch „Dashboard“, „Lockdown“ und „Antikörper“ stoßen ab. Einen Haufen Seuchenbegriffe zum Stöbern finden Sie hier. Ein reizender Corona-Begriff ist dagegen „Gurgolat“, das der Duden nicht kennen kann, weil ihn Bildungsminister Heinz Faßmann erfunden hat. Gemeint ist der Rachenschleim, den Coronatestpersonen für Coronatestzwecke ausspucken.

Die Wissenschaft nennt einen neuen Begriff „Neologismus“. „Wortschöpfung“ klingt besser. Womit wir bei der zweiten Kategorie schöner Worte sind: solche mit wohligem Klang. In einem alten Werbespot für Fruchtgummis aus Gelatinegurgolat zählte Thomas Gottschalk schönklingende Worte auf, darunter „Unterschlupf“ und „Tausendschön“. Anregend klingen in den Ohren Ihres Morgenpostlers auch „Blaubasalt“ und ja: „Notdurft“. Und Ortsnamen: „Ampflwang“, „Horitschon“, „Fuschl“.

Die dritte Kategorie schöner Worte begrifft funktionale Begriffe, deren Reiz in ihrer trockenen Präzision liegt: „Auslegeware“ etwa oder „Sättigungsbeilage“. Schön klingen auch Medien: „Kurier“; „Standard“; „Falter“; „profil“. „Teletext“ ist auch nicht schlecht. Der bis dato nicht existente Begriff „Großod“ ist hiermit erschaffen.

Lüften Sie gut und stoßen Sie sich nicht!

Gernot Bauer

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Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.