Das Cover der profil-Ausgabe vom 10. April 1993

profil vor 25 Jahren: Der andere Jesus

Schwierigkeiten bei den EG-Beitrittsverhandlungen Österreichs und die Debatte um den historischen Jesus. Das profil vom 10. April 1993.

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"Es läuft nicht so, wie es laufen sollte", klagte Deutschlands Außenminister Klaus Kinkel über die EG-Beitrittsverhandlungen. Die Österreicher seien im Gegensatz zu den Kandidaten Schweden oder Finnland "zu wenig konkret in ihren Forderungen und spielten auf Zeit", zitierte profil in der Ausgabe vom 10. April 1993 Stimmen "aus verschiedenen EG-Quellen". Österreich rede sich gern "auf ,noch zu treffende Maßnahmen' und diffuse ,Sonderlösungen' aus". Vor allem die Verhandlungstaktik, Vorbehalte anzumelden, ohne einen Lösungsvorschlag mitzuliefern, rufe Unmut hervor.

Großen Unmut verspürte die katholische Amtskirche angesichts der Thesen, die der Stuttgarter Autor Johannes Lehmann in seinem Bestseller "Jesus-Report. Protokoll einer Verfälschung" vertrat. Die Kirche halte trotz eindeutiger Befunde an ihrem falschen Jesus-Bild fest, kritisierte der "vielleicht prominenteste Jesus-Forscher des deutschen Sprachraums". Den Mann, der "als milde segnender Heiland unschuldige Kindlein um sich versammelte", habe es nie gegeben. "Wenn Kirche und Theologie wirklich den historischen Jesus meinten", so Lehmann weiter, dann müssten sie, "nüchtern und ohne heidnische Wundergeschichten von einem Mann sprechen, der radikale Besitzlosigkeit forderte, der ganz Jude war und unter dem Kommen des Reiches Gottes kein geistiges Ereignis, sondern die durch Frömmigkeit herbeigezwungene Unabhängigkeit des auserwählten jüdischen Volkes von Rom verstand".

Das Cover der profil-Ausgabe vom 10. April 1993