Das profil-Cover vom 31. Jänner 1994

profil vor 25 Jahren: Klestils Affäre

Vor 25 Jahren war die "Dreiecksgeschichte" rund um Bundespräsident Thomas Klestil DAS Gesprächsthema - auch im profil vom 31. Jänner 1994.

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Seit zehn Tagen beherrschten Thomas Klestils private Turbulenzen die Schlagzeilen. Auch in ausländischen Medien - von Bayern bis Paraguay - war das "Sittendrama" aus der Hofburg Thema, selbst die "New York Times" berichtete ausführlich über die "Affair" des österreichischen Bundespräsidenten. "Was ist noch privat?", fragte Josef Votzi im Leitartikel vom 31. Jänner 1994 und sah "einige Anzeichen", dass das Wühlen der Boulevardpresse im Privatleben von Politikern "auch hierzulande salonfähig wird". Ein "wachsendes Heer von Journalisten", so Votzi, werde "künftig den Politikern weniger auf die Finger als auf andere Körperteile schauen".

Inwieweit Klestils "Dreiecksgeschichte" seinen Anspruch, Österreich politisch zu verändern, infrage stelle, analysierte profil in der Titelgeschichte. "Wahrscheinlich kann er nicht mehr der starke Präsident sein, der er sein wollte", meinte der Politologe Anton Pelinka. Schließlich hätten sich die Österreicher 1992 "einen "Mahner von makellosem Charakter mit starkem moralischen Anspruch" als Bundespräsident gewünscht, schrieb profil. Und eine "hohe konservative Familienpolitikerin" kritisierte, Klestil glaube wohl, er könne "alles haben: die heile Familie, die Geliebte, das Amt und den Glorienschein. Das aber geht nicht". Hinter den Kulissen war man um Schadensbegrenzung bemüht. "Im kleinen Kreis" beklagte sich ÖVP-Chef Erhard Busek allerdings über den Bundespräsidenten: "Je mehr Ratschläge ihm von außen erteilt werden, desto trotziger wird er."

Das profil-Cover vom 31. Jänner 1994