profil vor 25 Jahren: Nato, Caspar Einem, Scientology

Das profil vom 5. Dezember 1994.

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"Zerbricht die Nato?", fragte profil in der Ausgabe vom 5. Dezember 1994 und analysierte die "schwerste Krise" in der Geschichte des Atlantischen Bündnisses. Der Konflikt in Bosnien belaste die Allianz ebenso schwer wie "das Drängen der USA auf eine rasche Osterweiterung", ohne auf die Europäer Rücksicht zu nehmen. Dazu komme der Zwist zwischen den Nato-Mitgliedern Türkei und Griechenland wegen Zypern und Hoheitsrechten in der Ägäis. "Manche Nato-Funktionäre erinnern sich dieser Tage an den Fluch, den Gorbatschows Berater Georgi Arbatow seinerzeit mit freundlichem Lächeln" ausgesprochen habe, schrieb profil: "Wir werden euch das Schlimmste antun, das man einem Feind antun kann. Wir werden euch den Feind nehmen."

Für viele ein Feindbild war der neue Beamten-Staatssekretär Caspar Einem, Sohn des berühmten Komponisten Gottfried von Einem, ehemaliger Geschäftsführer der österreichischen Bewährungshilfe und zuletzt als Direktor der Abteilung Gas ein "aussichtsreicher Kandidat für den nächsten ÖMV-Vorstand". Einem würden "Individualität, Zivilcourage und analytische Fähigkeiten" auszeichnen, urteilte profil, er sei die "überraschendste" und "seit langem ungewöhnlichste Erscheinung" auf dem "Glatteis der Regierungspolitik". Wochen zuvor habe Wiens Planungsstadtrat Hannes Swoboda Einems Namen für die Stadtregierung ins Spiel gebracht. Dass statt dem "grünroten Querdenker" am Ende der "berechenbare Betonkopf" Fritz Svihalek die Wiener SP-Riege verstärkte, habe vor allem den grünen Stadtrat Christoph Chorherr "deutlich erleichtert", berichtete profil.