Das profil-Cover vom 10. Mai 1993

profil vor 25 Jahren: Testfall Niederösterreich

Österreich blamiert sich und in Wien eskaliert ein Radler-Fußgänger-Konflikt. Das profil vom 10. Mai 1993.

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Österreich drohe anlässlich der UN-Menschenrechtskonferenz in Wien "eine internationale Blamage", schrieb profil in der Ausgabe vom 10. Mai 1993. Grund sei die strenge Auslegung des Fremdengesetzes durch das rote Innenministerium. Für die Konferenzteilnehmer waren Visum, Rückflugticket, ausreichende Geldmittel und eine Krankenversicherung vorgeschrieben. Als Kompromiss einigte man sich mit dem schwarzen Außenministerium auf eine "Kulanzlösung" für Regierungsvertreter von UN-Staaten und Delegierte wichtiger NGOs. Viele Menschenrechtsaktivisten, die am vorweg stattfindenden NGO-Forum teilnehmen wollten, würden aber "schon an der Einreise nach Österreich scheitern", befürchteten Insider, schließlich seien etwa Bauern aus dem Hochland von Guatemala selten krankenversichert. Einige Wochen zuvor war ein NGO-Vertreter aus Äquatorialguinea stundenlang am Wiener Flughafen festgehalten worden und nur knapp der Abschiebung entgangen. Kommentar eines Amnesty-International-Mitarbeiters: "Man stelle sich die Schlagzeile vor: 'ANC-Präsident Nelson Mandela in Schubhaft'."

Zunehmend in die Schlagzeilen geriet das Verhältnis zwischen Fußgängern und Radfahrern in Wien. Stadtplanung und Politik hätten den Pedalrittern "vorwiegend dürftig markierte Radwege auf den Gehsteigen zugewiesen", was zwingend zu Konflikten führe, berichtete profil. Nun würden sich die Radler "an den Fußgängern rächen": Die "Hackordnung des Hühnerhofes" finde "in den Verkehrshöllen der Städte ihre Fortsetzung".

Das profil-Cover vom 10. Mai 1993