Hofburg-Wahl

Pressesprecherin von Heinz Fischer: „Richtige Auseinandersetzung passt nicht zum Amt.“

Astrid Salmhofer war Pressesprecherin von Heinz Fischer. Sie rät Bundespräsidenten im Zweifel zur Zurückhaltung.

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Astrid Salmhofer, 49, war lange Jahre Pressesprecherin von Heinz Fischer (und ist nun Kommunikationschefin der Wien Energie). Sie rät Bundespräsidenten im Zweifel zum Schweigen: „Man weiß viel mehr, als man sagt.“

Salmhofer über die Frage, wie oft sich ein Bundespräsident zu Wort melden muss:

"Ein Bundespräsident muss nicht sämtliche politischen Begebenheiten kommentieren. Er spricht aber mit allen Parteien und verschafft sich einen Überblick. Wenn ein Bundespräsident anruft, kann man sich sicher sein, dass auch jemand abhebt. Bei Konflikten greift er ein – im Hintergrund. Ein Bundespräsident wird immer hinter der Tapetentür offen sprechen und geht erst dann an die Öffentlichkeit. Wenn er jemanden ermahnt, will er bewusst ein Zeichen setzen. Aber die oberste Prämisse ist immer die Verfassung. Der Präsident muss die Staatsräson wahren, erst dann kommen die persönlichen Interessen."

… über die Schwierigkeit, manchmal nichts zu kommunizieren:

"Man weiß viel mehr, als man sagt. Aber man dient dem Staat, und die Staatsräson ist das Wichtigste."

… über die Persönlichkeit im Amt:

"Die Funktion lässt viel Raum für die eigene Persönlichkeit. Das ist auch wichtig. Es macht den Präsidenten fassbarer und menschlich, wenn man zum Beispiel weiß, dass er Hundeliebhaber ist. Man kann auch inhaltliche Akzente setzen. Bei Van der Bellen merkt man, dass ihm Umwelt und Menschenrechte besonders wichtig sind. Aber auch hier gilt: An oberster Stelle stehen die Gesetze. Im Fall Tina, der Abschiebung des georgischen Mädchens, hat er zwar öffentlich Stellung bezogen, er konnte aber nicht fordern, sie einzubürgern. Bei uns war es auch so bei der Abschiebung von Arigona Zogaj."

… über die Entscheidung, nicht an Diskussionen mit anderen Kandidaten teilzunehmen:

"Wir haben es im Wahlkampf mit Heinz Fischer so gehandhabt, und ich hätte es auch Van der Bellen so empfohlen. Er ist nicht nur Kandidat, sondern Bundespräsident. Eine richtige Auseinandersetzung passt nicht zum Amt. Wird der Präsident auf unangenehme Art attackiert, muss er trotzdem die Contenance bewahren. Es ist also auch eine strategische Entscheidung. Aber es ist ja keine grundsätzliche Diskussionsverweigerung, er stellt sich ja anderen Debatten."

Iris Bonavida

Iris Bonavida

ist seit September 2022 als Innenpolitik-Redakteurin bei profil. Davor war sie bei der Tageszeitung "Die Presse" tätig.