profil-Morgenpost: Das Virus, ein Schlepperwesen
Guten Morgen!
In der gestrigen Morgenpost wollte ich das Thema nur en passant streifen, ich wollte nur am Rande erwähnen, dass Kanzler und Innenminister gewisse Vorurteile bedienten, als sie erklärten, warum sie die österreichische Bevölkerung in Geiselhaft nehmen mussten. Falls Sie es gelesen haben: Ich konzentrierte mich auf die Haare, die Kurz und später auch dem Finanzminister zu Berge standen, und ich schrieb nur nebenbei, dass es doch erstaunlich ist, wie „30 Prozent” der Corona-Infektionen von Rückkehrern aus dem Ausland und davon wieder „72 Prozent” vom Westbalkan herrühren sollen. Es erschien mir wenig erstaunlich, dass man hier ungeniert Menschen mit Migrationshintergrund bloßstellte, aber es erschien mir erstaunlich, wie hoch die Zahlen sein sollen und dass sie überhaupt erfasst wurden. Das Virus ein Schlepperwesen, die Balkanroute wieder einmal geschlossen also.
Eine Anomalität des Aktienmarktes
Heute wollte ich dann doch über Zahlen schreiben, allerdings über jene von Elon Musk und über die Tatsache, dass sein Unternehmen Tesla ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 400 hat, also 400 Jahre lang den aktuellen Gewinn produzieren müsste, um seinen Wert hereinzuspielen. Zur Feier dieser … ähem … Anomalität des Aktienmarktes, wird Tesla am 21. Dezember in den US-amerikanischen Leitindex S&P 500 aufgenommen. Darüber wollte ich schreiben (habe ich nun auch).
„Wer ist Mario Dujakovć?”
Aber dann kamen mir wieder die Corona-Zahlen in den Weg. Ein gewisser Mario Dujaković schreibt nämlich auf Twitter: „Von Mitte Juli bis Ende September machen ReiserückkehrerInnen aus Ex-Jugoslawien genau 2,85% der positiven Befunde in Wien aus.” Und: „Niemand weiß, wie viele der 2,85% Migrationshintergrund haben. Das wird selbstverständlich nicht erhoben.” Nun werden manche sagen: „Dujaković!” Das würde ich als xenophobe Aussage zurückweisen. Und andere würden sagen: „Wer ist Mario Dujakovć?” Da würde ich antworten: Er ist der Mediensprecher des Wiener Gesundheitsstadtrates Peter Hacker. (Ich weiß, was manche jetzt wieder sagen würden.)
Ich würde jetzt jedenfalls sagen: Zwischen 2,85 Prozent und 30 Prozent ist ein derart großer Unterschied, dass ich an die beiden Zahlen noch weniger glauben kann als an die Tesla-Zahlen. An die politische Absicht des Bundeskanzler glaube ich hingegen.
Einen schönen Tag wünscht Ihnen Ihr
Christian Rainer
Herausgeber und Chefredakteur
Melden Sie sich hier für die Morgenpost als Newsletter an!
PS.: Haben Sie Wünsche, Anregungen, Verbesserungsvorschläge? Schreiben Sie uns an [email protected].