Ende einer Posse
Nun nähert sich die Posse ihrem Ende. Nach profil-Informationen werden die beiden Skulpturen am 6. August endgültig das Parlament verlassen. Da sie jeweils mehrere Meter hoch sind, wird der Abtransport durch ein auf die Überstellung von Kunstwerken spezialisiertes Speditionsunternehmen durchgeführt. Die Kosten dafür trägt die Parlamentsdirektion.
Nach monatelangen Debatten um die Skulpturen hatte Nationalratspräsident Rosenkranz Ende Juni eine Vollzugsmeldung veröffentlicht: „Ich danke der Parlamentsdirektion für die äußerst sachlich und professionell geführten Verhandlungen sowie dem Künstler für sein Einverständnis für die Rückabwicklung angesichts der erforderlichen Sparmaßnahmen im Budget.“
Der Dank an Erwin Wurm ist leicht erklärt. Ohne dessen Kooperationsbereitschaft wäre eine rasche Lösung nicht möglich gewesen. Formal war es Wurm, der den Kauf rückgängig machte, indem er eine Rückkaufklausel in seinem Vertrag mit dem Parlament zog. Diese war mit Sobotka vereinbart worden und besagte, dass der Künstler seine Werke zurückverlangen könne, so er mit der gewählten Art der Ausstellung im Parlament nicht zufrieden sei.
In einem Interview mit der „Kleinen Zeitung“ Anfang Juli erklärte Wurm, dass eine solche Rückkaufklausel „absolut nicht üblich“ sei. Er habe „aber schon befürchtet, dass es eine politische Auseinandersetzung darum geben wird“. Er habe die Skulpturen zurückgenommen, „um zu vermeiden, dass sie als Instrument parteipolitischer Auseinandersetzungen verwendet werden und dass Dr. Rosenkranz keine Entscheidungsmacht über meine Skulpturen bekommt“. Die Kommunikation sei allein über die Parlamentsdirektion erfolgt.
Mittlerweile sind die Kunstwerke bereits anderweitig vergeben. Die Skulptur „Holding up“ wurde an einen privaten Sammler in Österreich verkauft, „Gate“ ging als Schenkung an die Stadt Düsseldorf für deren Kunstpalast.
Sobotkas Furor
Nationalratspräsident Walter Rosenkranz machte für seine Entscheidung keine künstlerisch-ästhetischen und schon gar nicht politische Gründe geltend, sondern rein praktische. Die schlanken Skulpturen seien instabil gewesen und hätten speziell verankert werden müssen. Weiters wäre zur Präsentation ein eigenes Beleuchtungskonzept notwendig gewesen. All dies hätte Kosten in fünfstelliger Höhe verursacht, die angesichts der begrenzten Mittel nicht vertretbar gewesen wären. Erwin Wurm schätze er im Übrigen als Künstler sehr.
Wolfgang Sobotka mochte seinen Zorn nicht verhehlen. In einer Aussendung nannte er es „beschämend, dass Walter Rosenkranz dem Populismus von Herbert Kickl folgt und die Skulpturen von Erwin Wurm – einem der bedeutendsten Künstler unseres Landes – veräußert hat“. In privaten Gesprächen übte er auch Kritik an der Parlamentsdirektion und deren Direktor Harald Dossi, dem er „Komplizenschaft“ mit Rosenkranz vorwarf. Was gerade Sobotka wissen muss: Als Beamter ist Dossi dem jeweiligen Nationalratspräsidenten gegenüber weisungsgebunden.
Wer die Kunstwerke noch ein letztes Mal im Parlament besichtigen will, muss sich sputen. Am Montag ist das Hohe Haus geschlossen. Dienstagnachmittag finden noch Führungen statt. Ab Mittwoch ist das Parlament – endgültig – fußfrei.