ANSCHLAG IN WIEN: TATORT

Terror in Wien: Kam der Täter per Uber?

profil liegt das gesamte Funkprotokoll der Wiener Polizei zum Terroranschlag vor. Die Meldung eines Uber-Fahrers in der Tatnacht war bisher nicht bekannt – die Prüfung dieses Hinweises durch die Polizei ist noch nicht abgeschlossen.

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Update: Die Polizei hat den Hinweis mittlerweile überprüft, der Täter kam fast sicher nicht mit "Uber", mehr dazu unten.

Einen verstörenden Einblick in die Vorgänge der Tatnacht gibt ein profil vorliegendes vollständiges Funkprotokoll der Wiener Polizei. Praktisch im Minutentakt sind hier in knappen Worten Vorgänge verzeichnet, die tiefe Spuren hinterlassen haben und auch zwei Wochen später so nahe wirken, als wäre alles gerade erst gestern geschehen: "20.00 - Seitenstättengasse 5 angeblich mehrere Schüsse gefallen", heißt es am Beginn. Vieles, was im Protokoll steht, ist in der einen oder anderen Form in der Folge bekannt geworden. Doch der allerletzte Eintrag auf dem dreiseitigen Papier ist eine große Überraschung: "23.45 - PI Hohenberg: UberFahrer hat sich gemeldet dass er einen Mann geführt hat der dem Täterbild entspricht", steht da geschrieben.

Bemerkenswert ist das deshalb, weil die Polizei bis heute rätselt, wie der Täter samt Kalaschnikow-Nachbau zum Ort seines Verbrechens gelangt ist. Ausgeschlossen wird nach Prüfung der Überwachungskameras eine Anreise per U-Bahn; auch glauben die Ermittler nicht, dass er zu Fuß kam oder mit einem eigenen Fahrzeug. Nach profil-Informationen besaß F. zudem keinen Führerschein, der ihm beispielsweise Car-Sharing ermöglicht hätte.

Von offizieller Seite wurde über die Uber-Spur bisher kein Wort verloren. Auf Nachfrage heißt es nun aus dem BMI: "Selbstverständlich wird/wurde dieser Hinweis überprüft. Sobald es hier bestätigte Erkenntnisse gibt, werden diese durch die 'Ermittlungsgruppe 2. November' proaktiv veröffentlicht." Die Prüfung eines konkreten Hinweises – der bereits in der Tatnacht um 23:45 einging – steht also nach wie vor aus.

Update 16.11., 15:15:

Der Attentäter von Wien sei mit fast 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht per Fahrtendienstanbieter "Uber" an den Tatort in der Innenstadt gelangt. Diesbezügliche Ermittlungsansätze seien mittlerweile überprüft worden, sagte Markus Dittrich, Sprecher der Landespolizeidirektion, der APA.

Bereits kurz nach dem Attentat mit fünf Toten, darunter der 20-jährige Terrorist, am Allerseelentag hatten die Ermittler ausgeschlossen, dass der IS-Sympathisant die öffentlichen Verkehrsmittel genützt haben könnte. Das habe sich aus der Sichtung des Datenmaterials aus den Überwachungskameras ergeben. Wie der schwer bewaffnete Attentäter tatsächlich zum Tatort gelangt war, blieb zunächst weiter unklar.

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Edith   Meinhart

Edith Meinhart

ist seit 1998 in der profil Innenpolitik. Schreibt über soziale Bewegungen, Migration, Bildung, Menschenrechte und sonst auch noch einiges

Stefan   Melichar

Stefan Melichar

ist Chefreporter bei profil. Der Investigativ- und Wirtschaftsjournalist ist Mitglied beim International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ).

Clemens   Neuhold

Clemens Neuhold

Seit 2015 Allrounder in der profil-Innenpolitik. Davor Wiener Zeitung, Migrantenmagazin biber, Kurier-Wirtschaft. Leidenschaftliches Interesse am Einwanderungsland Österreich.