Ein Corona-Schnelltestkit liegt auf der Verpackung
Gesundheit

Warum ein Antigen-Test in Wien viermal soviel kostet wie in Bad Ischl

Apotheken bieten Corona-Testkits zu höchst unterschiedlichen Preisen an. Wie kann das sein? profil hat nachgefragt.

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Über 300.000 Krankenstände wurden letzte Woche bei der Österreichischen Gesundheitskasse gemeldet. Covid-19 und grippale Infekte haben Hochsaison. Damit erkrankte Personen überhaupt feststellen können, welche Infektion vorliegt, muss zum Coronatest gegriffen werden.

Die sogenannten „Wohnzimmer-Tests” wurden bis Juni 2023 kostenlos in den heimischen Apotheken vergeben. Zwar werden die Tests weiterhin angeboten - müssen allerdings privat bezahlt werden. Für Verwunderung sorgen die zum Teil massiven Preisunterschiede in den einzelnen Apotheken und Onlineshops. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat vergangene Woche 39 Apotheken stichprobenartig (nicht repräsentativ) verglichen. Während in der Kurapotheke Bad Ischl ein Einzeltest einen Euro kostet, verlangt die Apotheke Zum schwarzen Adler in Wien-Simmering für den exakt gleichen Test das Vierfache. 

profil hat bei der Bad Ischler Apotheke nachgefragt, warum dort Testkits um nur einen Euro angeboten werden. Eine Mitarbeiterin verweist auf die günstigen Einkaufskonditionen, die man an die Kunden weitergebe. Bei der Apotheke zum schwarzen Adler in Wien-Simmering, die vom Bruder des Bad Ischler Apothekers betrieben wird, kann man sich die günstigen Preise in Oberösterreich nicht erklären. Der Betreiber habe seine Testkits zu einer Zeit bezogen, als sie stark nachgefragt waren. Er orientiere sich am marktüblichen Verkaufspreis in Wien: „Ich habe bei den anderen nachgefragt, von dem aus habe ich den Durchschnittspreis bestimmt.“ Ohne Aufschlag, wie er beteuert.

Wettbewerb nur in der Theorie

„Die Preise für Medizinprodukte sind, anders als bei Arzneimitteln, weder für den Hersteller noch den Handel gesetzlich festgesetzt”, erklärt Pharmaökonom Peter Schneider im profil-Gespräch. Zahlreiche Medizinprodukte werden am freien Markt gehandelt, was dazu führe, dass sich die unterschiedlichen Rabatte im Einkauf in den einzelnen Apotheken niederschlagen.

Einen einheitlichen österreichweiten Preis festzusetzen wäre laut Apothekerkammer auch kartellrechtlich nicht möglich. Der Branchenverband sieht das Problem darin, dass seit der Pandemie die Apotheken verstärkt am Weltmarkt bestellen müssen: „Bei Produkten wie Masken oder Tests nehmen wir starke Preisschwankungen wahr. Faktoren wie Menge, Verfügbarkeit und Weltnachfrage müssen in den Verkaufspreis einkalkuliert werden.”

Die Preise für Medizinprodukte sind, anders als bei Arzneimitteln, weder für den Hersteller noch den Handel gesetzlich festgesetzt

Peter Schneider

Pharmaökonom

Bei Corona-Testkits handle es sich um sogenannte „homogene Güter”, also Produkte, die unabhängig von der Marke gekauft werden. Heißt: Aus der Perspektive des Gesundheitsexperten sollte sich dadurch der Wettbewerb verstärken und theoretisch die Preise drücken. Das passiert allerdings nicht. Denn in der Praxis ist es für den Konsumenten unmöglich, sich über die verschiedenen Preise der Apotheken zu informieren, sie sind meist nicht online zu finden. Vor diesem Hintergrund würden Konsumenten von einer Preisregulierung von Testkits vermutlich doch profitieren, so der Gesundheitsökonom.

Kevin Yang

schreibt im Rahmen des 360° JournalistInnen-Traineeship für profil.