Milchnachfrage ist gesunken

Wer verdient an der Milch? Bauer oder Billa?

Wenn ich einen Liter Milch im Supermarkt kaufe – wie viel davon bekommt der Bauer?

Drucken

Schriftgröße

Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger übte im profil scharfe Kritik an den drei großen Handelsketten Billa, Spar und Hofer. Diese würden bei Grundnahrungsmitteln wie Milch, Fleisch, Eiern und Obst die Preise drücken, zulasten der Bäuerinnen und Bauern. Doch wie werden diese Preise überhaupt gebildet? Zum Beispiel bei Milch?

Ein Liter konventioneller Milch kostet im Supermarkt 1,29 Euro brutto, netto (bei einem Mehrwertsteuersatz von zehn Prozent und gerundet) 1,20 Euro. Die Zusammensetzung dieses Preises ist durchaus komplex. Die einzige bekannte Größe ist der so genannte Erzeugermilchpreis. Dabei handelt es sich um den Betrag, den der Bauer von der Molkerei erhält. Aber Achtung: Dieser wird nicht in Liter, sondern in Kilogramm angegeben. Im Juni lag er laut einer Statistik der Agrarmarkt Austria bei 38,21 Cent netto pro Kilogramm Rohmilch ab Hof. Dabei handelt es sich um einen Durchschnittswert aller Milchsorten. Zur Veranschaulichung: Der Erzeugermilchpreis für konventionelle Milch betrug im Juni 35,31 Cent pro Kilogramm, für Bioheumilch 50,25 Cent.  

Der offizielle Umrechnungsfaktor von Liter in Kilogramm für Milch ist 1,025. Ein Liter Milch ist also etwas schwerer als ein Liter Wasser. Umgelegt erhält der Durchschnittsbauer von der Molkerei – Stand Juni 2021 – etwa 39 Cent netto pro Liter. Davon muss er anteilig seine Kosten decken: Futter, Maschinen, Strom, Diesel, Stall, Tierarzt, etc. … Am Ende erzielt der durchschnittliche Bauer  grob geschätzt  fünf Cent Gewinn von einem Liter Milch, der bei Billa, Spar oder Hofer eingekauft wird. 

Wieviel bekommen Molkerei und Handel?  

Kassiert der Bauer 39 Cent pro Liter Milch, bleiben bei einem Netto-Regalpreis von 1,20 Euro 81 Cent zur Verteilung zwischen den zwei anderen Beteiligten an der Wertschöpfungskette. Aus Wettbewerbsgründen legen weder Molkereien noch Handel ihre Kosten- und Preiskalkulationen offen – müssen sie auch nicht, schließlich handelt es sich um Privatunternehmen. Basierend auf Schätzungen dürften in unserem Beispiel 55 Cent vom Netto-Regalpreis an den Handel und 25 Cent an die Molkerei gehen.  

Die stark vereinfachte Bilanz: Kaufe ich einen Liter Milch im Supermarkt, gehen 45 Prozent vom Preis an den Handel, 25 Prozent an die Molkerei und 30 Prozent an die Bäuerin oder den Bauern.

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.