Ein Mann steht neben einer Frau bei einer Pressekonferenz. Es handelt sich um den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig und Finanzstadträtin Barbara Novak, beide SPÖ.
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Wien: Kürzungen bei U-Bahn-Bau und Spitalsbetten?

Wien stürzt ins Budgetdebakel. Nun drohen Kürzungen bei Verkehr und Gesundheit.

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Jeder Kaufmann lobt seine Ware und jeder Finanzpolitiker sein Budget. Die Rating-Agentur Moody’s habe Wien erneut die Top-Bewertung Aa1 ausgestellt, frohlockte Finanzstadtrat Peter Hanke, SPÖ, im Juni 2023. Grundlage für die gute Bewertung seien „die soliden Stadtfinanzen“. Im Jänner 2025 klang Hanke schon weniger euphorisch. Leider werde das Budgetdefizit höher ausfallen als geplant. Kritik verbat er sich. Wien habe eine „stabile Budgetsituation“. Bekanntlich sehe das Moody’s, so Hankes neuerlicher Verweis, auch so.

Seit März ist Peter Hanke nicht mehr Wiener Finanzstadtrat, sondern Verkehrsminister. Um Ratings muss er sich nicht mehr kümmern. Vielleicht ist das für ihn auch besser so. Ob Moody’s der Bundeshauptstadt noch ein Aa1-Rating ausstellen würde, ist mehr als ungewiss. Die Stadtfinanzen laufen aus dem Ruder. Die Sozialausgaben belasten das Budget. Leistungen werden gekürzt. Nun drohen Kürzungen bei Großprojekten und – dramatisch – im Gesundheitsbereich.

Wiens Budgetdefizit für 2025 war in Hankes Voranschlag mit 2,3 Milliarden Euro angesetzt gewesen, bei Einnahmen in Höhe von 17,9 Milliarden und Ausgaben von 20,2 Milliarden. Tatsächlich könnte der Abgang laut Hankes Angaben vom Jänner auf 3,8 Milliarden Euro anwachsen.

Selbstkritik? Unbekannt in der Wiener SPÖ. Schuld trage, so Hanke, „die verantwortungslose Finanzpolitik der ÖVP, die diverse Steuerentlastungen umgesetzt hat, ohne sich um eine geeignete Gegenfinanzierung zu kümmern“. Eigene Versäumnisse versucht das Rathaus zu kaschieren.

Bonität unter Druck

Das beginnt bei Wiens gelobter Aa1-Bonität. Rating-Agenturen wie Moody’s, Standard & Poor’s und Fitch bewerten Städte und Kommunen nie isoliert, sondern analysieren deren Absicherung durch staatliche Strukturen. Im Falle Wiens bedeutet dies, dass das Rating der Stadt vom Bund abhängt. Auch die Republik Österreich wird von Moody’s derzeit mit Aa1 bewertet. Allerdings senkte die Agentur den Bonitätsausblick für Österreich im August von „stabil“ auf „negativ“. Auch Wiens Zukunftsaussicht wird wohl bald als „negativ“ bewertet werden. Ein schlechteres Rating bedeutet aber auch, dass Kreditgeber höhere Zinsen verlangen.

Dazu kommt: Die Bundeshauptstadt ist in ihrem Finanzmanagement komplett von der Republik Österreich abhängig. Banken vergeben an Kommunen schon lange keine Kredite mehr. Wiens Refinanzierung erfolgt über den Bund und die Bundesfinanzierungsagentur.

Gernot Bauer

Gernot Bauer

ist seit 1998 Innenpolitik-Redakteur im profil und seit 2025 Leiter des Innenpolitik-Ressorts. Co-Autor der ersten unautorisierten Biografie von FPÖ-Obmann Herbert Kickl.