Dietmar Hoscher

Wirbel beim SK Rapid Wien

Das Rapid-Präsidium wollte den umstrittenen Ex-Casinos-Austria-Manager Dietmar Hoscher als Vorsitzenden des Kuratoriums abwählen lassen. Der Putsch von oben scheiterte.

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Vergangene Woche gab es für die Fans des SK Rapid Wien erfreuliche sportliche Nachrichten. Die grün-weiße U-19-Auswahl gewann den Mercedes-Benz-Junior-Cup im deutschen Sindelfingen und setzte sich in diesem prestigeträchtigen Hallenturnier gegen Spitzenteams wie Manchester United, Liverpool, FC Porto, VfB Stuttgart, RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach durch.

Auf Funktionärsebene flogen die Fetzenlaberl

Auf Funktionärsebene flogen dagegen die Fetzenlaberl. In einem Schreiben vom 3. Jänner hatte der im November in einer Kampfabstimmung neu gewählte Präsident des Vereins, der Finanzexperte Martin Bruckner, zur konstituierenden Sitzung des Rapid-Kuratoriums für Donnerstag, 9. Jänner, geladen. Das 60-köpfige Gremium dient als beratender Beirat des Vereins. Die Mitgliederliste liest sich wie ein Who-is-who des politisch-medial-wirtschaftlichen Komplexes Wiens.

Ein Auszug: Renate Brauner (SPÖ, Ex-Finanzstadträtin), Jürgen Czernohorszky (SPÖ, Bildungsstadtrat), Clemens Hellsberg (Wiener Philharmoniker), Rudolf Edlinger (SPÖ, Ex-Finanzminister), Siegfried Menz (Ottakringer Brauerei), Werner Muhm (Ex-Direktor der Arbeiterkammer), Christoph Marek (Vorstandsmitglied der Allianz Österreich), Christoph Neumayer (Generalsekretär der Industriellenvereinigung), Erwin Rasinger (Ex-ÖVP-Abgeordneter), Andreas Schieder (SPÖ-EU-Abgeordneter), Alexander Wrabetz (ORF-Generaldirektor), Florian Scheuba (Kabarettist).

Als Vorsitzender des Kuratoriums diente seit Jahren Dietmar Hoscher, Ex-SPÖ-Abgeordneter und langjähriger Vorstand der Casinos Austria. Nach der umstrittenen Neubestellung des Vorstands des Glücksspielkonzerns war Hoscher mit 1. Mai 2019 vorzeitig abgelöst worden.

Empfehlung für Wechsel

In der Vorwoche sollte Hoscher gegen seinen Willen auch seinen Job als Rapid-Kuratoriumsvorsitzender verlieren. In seinem Schreiben an die Mitglieder des Gremiums bedankte sich Rapid-Präsident Bruckner bei Hoscher für die „langjährige Vorsitzführung sehr herzlich“. Und servierte ihn höflich ab: „Nunmehr scheint aber die Zeit gekommen, zu der ein Wechsel im Vorsitz des Kuratoriums, im Gleichschritt zum Wechsel in der Position des Präsidenten des SK Rapid Wien, sinnvoll erscheint.“ Als neuen Vorsitzenden schlug Bruckner Max Palla, Unternehmensberater und Gründungspartner einer prominenten Wiener Werbeagentur, vor. Obwohl das Kuratorium seinen Vorsitzenden unabhängig und autonom wählt, ergriff Bruckner in seinem Schreiben eindeutig Partei: „Wir empfehlen daher, eure Stimme bei der Wahl für Max Palla abzugeben.“

Bruckners fast befehlsartige Empfehlung und die quasi schriftliche Ablöse von Hoscher dürfte einige Kuratoriumsmitglieder irritiert haben. Bei der geheimen Wahl des Kuratoriumsvorsitzenden in der Sitzung am Donnerstag erhielt Hoscher mit 20 Stimmen die Mehrheit. Palla kam nur auf 18 Stimmen. Vier Stimmen entfielen auf den ÖBB-Manager Franz Hammerschmid. Nicht alle Kuratoriumsmitglieder waren erschienen. Dennoch war das Gremium prominent (Scheuba, Edlinger, Hellsberg, Wrabetz...) besetzt.

Dietmar Hoscher kann den prestigeprächtigen Job behalten. Und Rapid-Präsident Bruckner kassierte seine erste Heimniederlage.

Gernot   Bauer

Gernot Bauer

ist Innenpolitik-Redakteur.