Zugehört – Jede Stimme zählt

Hier reden ganz normale Menschen, die sonst selten zu Wort kommen. Eine Serie zur Nationalratswahl. Diesmal mit dem jungen Lehrer Lukas Saurer.

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LUKAS SAURER, 24

Ich bin in Eichberg, einem kleinen Dorf in der Oststeiermark, aufgewachsen. Wenn ich vor die Haustür ging, stand ich vor einem Wald. Meine Eltern haben einen Bauernhof, ein paar Felder und Milchkühe. Sie machen das nebenberuflich und mehr aus Leidenschaft. Ich möchte den Betrieb einmal weiterführen. Nach der Matura bin ich nach Wien gezogen und habe Agrar- und Umweltpädagogik studiert. Seit diesem Sommer lebe ich wieder in meinem Elternhaus. Ich habe in der Gegend eine Stelle als Lehrer gefunden. Ich wäre für einen Job auch in der Stadt geblieben, aber nach den paar Jahren in Wien schätze ich das Landleben mehr als davor. Es ist ein gutes Gefühl, sein eigenes Gemüse zu ernten.

Die ländliche Bevölkerung selbst ist etwas weniger offen als die städtische, vor allem, wenn es um Veränderungen geht. Ich höre oft: "Früher war alles besser.“ Aber was war denn besser? Allein wenn man an den Wohlstand denkt, den wir jetzt haben, an die Freiheiten, von denen unsere Großeltern nur träumen konnten. Ich bin froh, dass ich heute lebe, in einer Europäischen Union.

Ich höre oft: ‚Früher war alles besser.‘ Aber was war denn besser? Ich bin froh, dass ich heute lebe, in einer Europäischen Union.

Am meisten stört mich, dass dem Populismus in der Politik zur Zeit so viel Platz eingeräumt wird - egal ob links oder rechts. Auch in den Medien zählt oft nur noch die Headline. Die Menschen werden permanent aufgehetzt. Ich habe mir das zuletzt wieder bei der Diskussion um die Homo-Ehe gedacht. Wem tut das weh, wenn homosexuelle Paare heiraten dürfen?

Ich weiß jetzt schon, wen ich im Herbst wählen werde. Man wird nie in allen Punkten zu 100 Prozent von einer Partei vertreten, aber für mich gibt es ein gutes Angebot. Es wird auf jeden Fall spannend, weil auch die SPÖ und ÖVP mit Christian Kern und Sebastian Kurz zwei starke Spitzenkandidaten stellen. Vor allem Kurz weiß sich zu verkaufen. Ich glaube, er wird auch viele bisherige FPÖ-Wähler für sich gewinnen können. Bei den letzten Wahlen war die FPÖ vor allem in ländlichen Regionen sehr stark. Was ich interessant finde: Die Gründe, aus denen viele rechts gewählt haben, betreffen eigentlich die wenigsten Menschen hier. Auf dem Land zum Beispiel von einem Asylchaos zu sprechen, ist fernab von jeglicher Realität. Aber es wurde geschafft, Angst zu erzeugen. Und Angst ist ein Mittel zur Macht.

Dem Populismus, glaube ich, kann man am besten mit Bildung entgegentreten. Aber gerade dort wird gespart. Das verstehe ich nicht. Mir ist auch das Thema Umwelt und erneuerbare Energien sehr wichtig. Da habe ich oft ein Problem mit den Grünen. Sie haben zwar gute Ideen, aber bieten kaum praktikable Lösungen an. Die Grünen haben aber zur Zeit selbst ein ernsthaftes Problem.