Zugehört – Jede Stimme zählt

Hier reden ganz normale Menschen, die sonst selten zu Wort kommen. Eine Serie zur Nationalratswahl. Diesmal mit Web-Developer Alexander Frühwirth.

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Wer mit 16 wählen kann, entscheidet selbst über seine Zukunft. 2007 wurde das Wahlrecht für 16-Jährige eingeführt, ich war bei der Europawahl 2009 unter den Ersten, die in diesem Alter wählen durften. Ich habe mich schon damals für Politik interessiert, war Schulsprecher. Deshalb habe ich zwar gewusst, wen ich wähle und warum, aber ich habe mich nicht mit den Wahlprogrammen auseinandergesetzt. Das fehlt in den Schulen: Wahlprogramme im Unterricht vergleichen und erläutern. Ich finde es wichtig, dass junge Leute lernen, wie man sich auf das Wählen vorbereitet.

Dieses Mal fällt es mir schwer, mich zu entscheiden. Jede Partei hat etwas, was mich interessiert, aber jede hat auch Macken. Die Grünen hätten das richtige Grundkonzept, verrennen sich jedoch in Kleinigkeiten. Christian Kern ist eine One-Man-Show. Obwohl ich ihn gut finde, steht hinter ihm eine Altpartei mit einer Reihe von Leuten, die anders denken. Die NEOS haben coole Einfälle, sind jedoch oft zu extrem. Und Pilz deckt Kleinbereiche ab, aber das große Ganze sehe ich noch nicht. Für eher Linke wie mich ist es momentan schwierig. Mitte-Rechts tut sich leichter, weil die ÖVP mit Sebastian Kurz einen breiten Bereich abdeckt.

Ich habe Befürchtungen, was den Ausgang der Wahl betrifft. Ich vermute, dass Sebastian Kurz die meisten Stimmen haben wird.

Ich lebe in dieser Blase, von der alle reden. Einmal habe ich den Facebook-Feed eines Freundes, der stark in seinem Heimatdorf verankert ist, mit meinem verglichen. 180 Grad Unterschied! In vielen Orten sitzen jeden dritten Tag dieselben Leute zusammen und reden immer wieder über das gleiche Thema. Oftmals geht es um "die Fremden“. In meiner Heimat gibt es viele Leute, die sich für Flüchtlinge engagieren. Andererseits weiß ich von einer Frau, die mit Pfefferspray laufen geht, weil sie Angst hat. Und das in einer kleinen, ruhigen Gemeinde wie Elixhausen! Den Pfefferspray würde ich nur für den Fall mitnehmen, dass mich ein Marder attackiert.

Ich habe Befürchtungen, was den Ausgang der Wahl betrifft. Ich vermute, dass Sebastian Kurz die meisten Stimmen haben wird. Hoffentlich wird die FPÖ nicht zweitstärkste Partei. Ich zähle darauf, dass die ÖVP und die FPÖ einander Stimmen wegnehmen. Ich bin der Meinung, dass das konservative Potenzial in Österreich unter 50 Prozent liegt.

Faszinierend finde ich, dass sich keiner mehr an Schwarz-Blau zu erinnern scheint. Ich war damals zwar noch sehr jung, habe aber die Folgen mitbekommen, die in den vergangenen zehn Jahren aufgearbeitet worden sind. Aber die FPÖ hat es geschafft, es so zu drehen, als hätte sie mit der FPÖ von damals nichts zu tun. So wie die Neue Volkspartei.