Michaela Ernst: Die Rache der Nerds

Man hätte besser die Augen offen halten sollen, als Anne Hathaway, Scarlett Johansson, Demi Moore oder Johnny Depp vor einem halben Jahrzehnt der Krankenkassa-Brille einen Fixplatz auf dem Red Carpet einrichteten.

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Wie sich jetzt herausstellt, hatte dieses Statement deutlich weniger mit Woody Allen als mit Mark Zuckerberg zu tun. Denn das ungelenke Dioptriengestell bedeutete nicht etwa ein Hoch auf Witz und smarte Intelligenz, sondern im Gegenteil - es war der Vorbote des Streber-Styles.

Mittlerweile bleibt es ja nicht bloß bei den Brillen: Pullunder und Cordhosen, Faltenröcke, Schoolbag-Taschen und Schluppenblusen gelten als ultra-modern. Prada, Miu Miu, Gucci zeigen, wie man die schirch-schöne Bravheit perfektioniert, und Superstars wie Jennifer Lopez sind schon eifrig am Üben. Via Catwalk meldet sich die eigene Schulzeit (1970er-Jahre) zurück: Man wird erinnert an die Schlaumeier aus der ersten Reihe, die beim Volleyball immer auf der Ersatzbank saßen - dafür aber bei Schularbeiten ihre Arme zu einer Art Chinesischen Mauer hochpumpen konnten, damit es unmöglich blieb, von ihnen abzuschreiben.

"Revenge of the Nerds: Why Geek Chic Is the Next Fashion Phenomenon", analysierte kürzlich die US-"Vogue". "Geek" steht übrigens für Computerfreaks, Stubenhocker, Zahlen-Streber. Also für Menschen wie wir. Die selbst bei Sonnenschein an ihren Facebook-Profilen herumdoktern. Oder sich auf Twitter der aktuellsten Form von Mathe-Übung widmen: sinnvolles Kommunizieren in 140 Zeichen. Jetzt haben wir den Modesalat dazu. Beinahe eine Strafe.