Danke, läuft so

Michaela Ernst über das Comeback der Sportmode.

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Wir werden viel laufen müssen, um besser zu werden. Neue Wege erkunden, Atemsouveränität und Beweglichkeit zeigen, Kniefestigkeit und Achillesunverwundbarkeit beweisen müssen. Sportlich sein eben. Die Mode, die ihren Trägern gedanklich immer einen Schritt voraus ist, weiß das schon länger. Sie erklärt Sneakers zu den neuen Louboutins, Leggings mit Bomberjacken zum Officelook, Jogginghosen mit hohen Hacken (für ihn: britische Samtslipper) zum Cocktail-Outfit. Sein heiliger Cashmere-Pulli ist längst durch ein "Hoodie" ersetzt. Und wenn sie verwegen sein will, presst sie ihr Hinterteil in keinen Bleistiftrock, sondern in Spandex-Radlerhosen. Neu ist der Versportlichung der Mode ja nicht. Im großen Stil eroberte sie zuletzt 2009 den Catwalk, ein Jahr nach dem großen Finanzcrash, der seither nie wieder so richtig gekittet wurde. Jetzt gehören Jogger & Co. wieder zu den Standards der Laufstege - aus Seide, Satin, Cashmere oder Samt, doch der Wind, der sie umweht, ist widerspenstig und rau. Jetzt gibt es einen Mister Trump an der Spitze der Weltmacht USA. Möglicherweise steht bald Österreich vor Umwälzungen, die mächtig an die Kondition gehen könnten. Und um die Präsidentschaftswahlen in Frankreich (April 2017) wird schon finster herumorakelt. Wir werden also viel Sportsgeist aufbringen müssen, um rasch besser zu werden. Noch vor drei Jahren lamentierte Karl Lagerfeld in einer Talkshow: "Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren." Doch heute wissen wir: Wer sie zurückgewinnen will, trägt eine - am besten sofort.