Mein süßes Leben, Teil 4

Familienrezepte, Teil 4: „Napoleons“ Zaunerschnitte

Kulinarik. „Napoleons“ Zaunerschnitte

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Das Wichtigste zuerst: Für berufstätige Menschen ist die Zaunerschnitte ein Renner, denn man braucht nicht länger als 20 Minuten, um sie zuzubereiten. Und hier ist nicht die Rede von einem „30-Minuten-Menü“ à la Jamie Oliver, sondern von echten 20 Minuten.

Auch diese Nachspeise habe ich von meiner Großmutter väterlicherseits („Napoleon“), übernommen, die ab ihrem 16. Lebensjahr berufstätig war und mit 82 Jahren aufhörte zu arbeiten. Erst als sie so schwerhörig war, dass sie die Kunden am Telefon anherrschte „Können Sie nicht etwas deutlicher reden?!“, sah sie schweren Herzens ein, dass es wohl besser wäre, wenn sie ihre Tätigkeit in der Firma meines Vaters nun endgültig niederläge.

Für den Haushalt hatte sie, wie man sich vorstellen kann, wenig übrig. Sie war eine gute, jedoch eilige Köchin. Alles musste bei ihr rasch gehen. Ein Meisterstück dieser Zack-Zack-Philosophie war eben die Zaunerschnitte, deren Rezept ich 1:1 übernahm und die später zum Lieblingsdessert meines Sohnes und meines Bruders wurde. Anekdoten ranken sich keine um diesen Wunderkuchen, der bis jetzt noch jeden verzückte. Allerdings dürfte er stärker als viele andere Mehlspeisen genau das erfüllen, was die Ernährungswissenschafterin Hanni Rützler als den „einfachsten Kompromiss“ bezeichnet: „Süße ist eine der fünf Grundgeschmäcker. Beim Menschen erfüllt sie das Bedürfnis nach Sicherheit – denn Süße steht im archaischen Sinn für reife Früchte, gute Ernte, sichere Nahrung. Deshalb werden zu Feiern auch immer Süßspeisen gereicht.“

Als ich im Zuge dieser Geschichte meinen Sohn frage, was er mit der Zaunerschnitte assoziiere, und warum sie ihm so gut schmecke, antwortete er: „Sie besteht aus Schokolade und Keksen. Das mag doch jeder!“
Ja, so einfach ist das mit der Zaunerschnitte.

Das Rezept finden Sie im aktuellen "profil isst!"

Teil 1: Familienrezepte, Teil 1: Mein süßes Leben

Teil 2: Familienrezepte, Teil 2: Die Dynamit-Linzertorte

Teil 3: Familienrezepte, Teil 3: Das Eierlikör-Sehnsuchtsparfait