Glosse von Michaela Ernst: Emparty

Beige ist es müde, das Mauerblümchen zu spielen, und Pink ist alles andere als ein lautes, gefallsüchtiges Mädchen, sagte Li Edelkoort, eine der wichtigsten Trendforscherinnen weltweit, kürzlich in einem Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit“.

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Mit ihrem Kampfspruch zur Stunde, "Emancipation of Everything“, ruft sie das Freispielen von allem Festgemachten der vergangenen Jahrzehnte aus. Denn Selbstbelohnung ist der neue Luxus - mit "einer Reise, einem feinen Essen oder einem schönen Konzert“, findet die "Washington Post“ und kündigt die Ära der "discreet luxury goods“ an. Was beide Institutionen damit weismachen wollen: Vorbei sind der große Markenkult, die vielen "it’s“, die vor allem Girls das Leben zur Hölle gemacht haben, und die Selbstausbeutung, die nur dazu diente, der Welt im richtigen Moment das passende Label vor den Latz zu knallen. Man konzentriert sich wieder mehr. Auf innere Werte, auf die Lage der Welt, auf das Wohl derer, die einem wichtig sind.

Bescheidenheit ist eine Zier, und weiter kommt man auch mit ihr.

Empathie ist die Modefarbe der Saison - gefördert durch soziale Netzwerke, die ihre Nutzer oftmals politisieren, sensibilisieren und "manchmal Themen sichtbar“ machen, die "vielleicht so nicht diskutiert werden“, wie Kollegin Ingrid Brodnig im profil Video-Blog festhält. Doch weil Mode nicht so blöd ist, wie man es ihr gern unterstellt, bedient sie sich der "façon d’être“: mit dunkel-blauen "Obama-Anzügen“, Uhren im schlichten Retro-Look, künstlich getrimmten Schmuddel-Sneakers oder verwaschenen T-Shirts im Zuckerberg-Style. Anti-oberflächlich und ernsthaft eben. Denn: Bescheidenheit ist eine Zier, und weiter kommt man auch mit ihr.