Michaela Ernst: Pantoffelheldin

Oft kommt ja viel Gutes raus, wenn Männer und Frauen die Garderobe tauschen: Das weiße Männerhemd passt lässig zu ihrer Boyfriend-Jeans.

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Die große Herrenuhr ziert gern ein zartes Handgelenk. Ein smarter Smoking wirkt oft aufregender als jedes Cocktail-Kleid. Umgekehrt steht das Silhouette-betonte Sakko den meisten (nicht ganz aus der Form geratenen) Männern. Auf 7/8-Länge hochgekrempelte Chinos geben seine kessen Fesseln frei. Und Beanies (Strickmützen) wärmen ihm Stirn und Ohren.

Aber manchmal geht das gegenseitige Plündern des Kleiderschranks zu weit: Etwa wenn sie in Hausschlapfen den gemeinsam Wohnort verlässt - nicht aus Zuneigung zu ihm, sondern aus purer Selbstgefälligkeit! Seit Gucci-Models im vergangenen Herbst in fellbesetzten, fersenfreien Loafers über den Laufsteg schlurften, tüftelt nun fast jeder Designer an Pantoffeln: Acne Studios in schwarz-weißem Streif, Bally mit goldfarbener Spange, Michael Kors im Budapester-Stil.

Damit steht nicht zum ersten Mal ein Herrenschuh Pate für einen weiblichen Renner: Der cremefarbene Chanel Pumps mit schwarzer Kappe entspringt einer Abwandlung des zweifärbigen Oxford-Schuhs. Christian Louboutins' rote Sohlen gehen modehistorisch auf Ludwig XIV. zurück. Der Schnallenschuh von Roger Vivier erinnert an Modelle aus der Zeit Ludwig XV. Und der Hausschlapfen? Er dürfte tief mit der Modemetropole Wien verwurzelt sein -und ihrer Stilikone Edmund Sackbauer. "Schlapfn hoidn!", würde jetzt der Mundl sagen. Modisch gesehen, liegt genau hier das Problem: Sie halten sich. Immer noch.