Ghasems neuer Traum

Ein schwerstbehinderter Flüchtling und die enttäuschte Hoffnung.

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Seit vergangenem Jahr hat profil zwei Mal über Ghasem Aslami berichtet – einen schwerstbehinderten Afghanen, der auf der Balkanroute gestrandet war. Inzwischen ist der junge Mann, der durch die Folgen einer schwer verlaufenden Kinderlähmung nicht mehr gehen kann und als Rollstuhlfahrer trotzdem begeistert Basketball spielt, in Sicherheit. Sein größter Wunsch war es, irgendwann auf eigenen Beinen zu stehen: nicht nur physisch, sondern auch beruflich.

Eine Zeit lang schien es, als sei Ghasem auf dem besten Weg dorthin. Nachdem er es nach Deutschland geschafft und dort seinen ebenfalls geflüchteten Bruder gefunden hatte, nahmen sich die ehemalige Sozialarbeiterin Ina Niegengerd und ein Unterstützerkreis seiner an.

Die anfängliche Hoffnung, seinen Zustand durch Therapien verbessern zu können, dürfte sich aber nicht erfüllen. Jüngsten Diagnosen zufolge leidet Ghasem am Post-Polio-Syndrom (PPS) – einer fortschreitenden Abnahme der Muskelkraft, die Jahre nach der akuten Erkrankung auftreten kann. Seine Arme werden immer schwächer, die ohnehin verkümmerten Beine ebenfalls. „Da bei dieser Krankheit kein Muskelaufbau möglich ist, würde eine Amputation, um Prothesen einsetzen zu können, nichts nützen. Damit ist Ghasems Traum vorbei“, berichtet Niegengerd.

Um zumindest zu verhindern, dass sich der Zustand seiner Beine weiter verschlechtert, werden dem jungen Mann nunmehr die Sehnen an beiden Beinen operativ durchtrennt. Anschließend sollen die Knie- und Fußgelenke durch Schienen eingerichtet werden. „Ghasem wird nie stehen, aber wenigstens die Beine von der Hüfte aus wesentlich besser bewegen können“, sagt Niegengerd. Entmutigen lasse er sich dadurch aber nicht – und vom Basketballspielen abhalten ebenso wenig. Derzeit versuchen Ghasems Unterstützer, Geld für einen Sportrollstuhl aufzubringen (Spendenkonto: Förderverein BSG, Stichwort Ghasem Aslami. IBAN: DE05375517800021028618, BIC: WELADED1LAF).

Einen neuen Traum hat er auch schon: Wenn es schon nicht mit dem Gehen klappt, will er wenigstens eines Tages Schuhe tragen können.