Schauspieler Manuel Rubey über 60 Jahre „Falco“

Manuel Rubey: Was ich vom Leben gelernt habe

Schauspieler Manuel Rubey über 60 Jahre „Falco“

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Fuß zu fassen ist unglaublich schwer. Es ist ein ständiges Anrennen gegen verschlossene Türen. Wo soll man ansetzen? Was könnte klappen? Ich kenne die Position, nicht in einem Zirkel von Schauspielern anzugehören, nur zu gut. Du bekommst keine Castings und darfst vielleicht einen Werbefilm drehen. Mir ist dann „Falco“ passiert.

Ich wollte nicht der Falco-Kasperl der Nation sein. Ich habe sehr viel Geld in den Wind geschlagen. Was mir da alles angeboten wurde: Werbespots, Vollplayback für große Firmen, Mitternachtseinlagen. Ohne YouTube und Smartphones hätte ich das vielleicht heimlich gemacht.

Künstlerisch schwächt man sich, wenn man zu viele Meinungen einbezieht. Falco hatte die Radikalität, zu seiner Vision zu stehen. Das finde ich phantastisch. Ich habe die Demokratie immer vorgezogen. Das hilft natürlich in der Familie, als Künstler bringt dich das aber nicht weiter.

Falco ist ein Nationalheiligtum. Nach der ersten Pressekonferenz habe ich massive Gewaltandrohungen bekommen. Die Menschen hatten wohl ihre eigene Vorstellung von Hans Hölzel. Ich hatte das Gefühl, dass ich der einzige Mensch bin, der Falco nicht persönlich gekannt hat.

Falco hat auf mein Leben abgefärbt. Während der Dreharbeiten war ich unausstehlich. Das sagt zumindest meine Frau. Ich hatte mich da wohl zu sehr reinversetzt.

Falco würde es heute, denke ich, nicht gut gehen. Er wäre wohl nicht bedeutender als andere Austropopgrößen seiner Zeit. Ich bin mir nicht sicher, ob er nicht das eine oder andere Einkaufszentrum eröffnen würde.

Therapien helfen mir nicht. Ich nutze meine Probleme lieber beruflich und stelle mich auf eine Bühne. Beim Spielen gibt es keine Vergangenheit und keine Zukunft. Es gibt nur das Hier und Jetzt.

Das Leben ist unberechenbar. Das ist auch auf der Bühne so. Alles was im Publikum passiert ist auch Teil des Stücks. Egal ob ein Handy läutet oder ein Betrunkener die Vorstellung stört. Meistens kann man das charmant lösen. Ich muss nicht aus allen Erfahrungen etwas Positives mitnehmen. Das wäre mir zu zynisch.

Die Freude und das Lebensglück findet man nicht im Beruf. Das ist eine bittere, aber durchaus tröstliche Erkenntnis. Ich bin der Meinung, dass man das Glück nur in der Familie und in Freundschaften finden kann, wenn man mit sich selbst Frieden geschlossen hat.

Der Kampf gegen die Sucht ist ein permanenter Prozess. Ich habe jahrelang stark geraucht und dann versucht, aus der Rauchsucht eine Laufsucht zu entwickeln. Jetzt muss ich drei bis vier Mal in der Woche laufen. Ums Fitbleiben geht es mir dabei nicht. Ich habe nur die eine Sucht durch eine andere ersetzt.

Im Leben geht es nicht darum, immer bekannter zu werden. Prominente wie Robert Palfrader oder Marcel Hirscher kennt wirklich jeder. Davon bin ich weit entfernt. Ich hege eher den Wunsch, noch autonomer arbeiten zu können. Josef Hader ist für mich ein Vorbild.

Kinder sind die flexibelsten Menschen der Welt. Wenn ich einmal länger auf Tour bin, funktioniert die Familie ganz gut ohne mich. Es ist hart, das zu erkennen.

Manuel Rubey
Philip Dulle

Philip Dulle

1983 in Kärnten geboren. Studium der Politikwissenschaft in Wien. Seit 2009 Redakteur bei profil. Hat ein Herz für Podcasts, Popkultur und Basketball.