Wer hat wen warum gewählt?

Was bei der Wahl in Kärnten den Ausschlag gegeben hat.

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Mehrheitlich zufriedene KärntnerInnen stärken Amtsinhaber Peter Kaiser Wie die Wahltagsbefragung zeigt, ist eine Mehrheit von 60% der Kärntner Wahlberechtigten mit der Arbeit der Landesregierung sehr oder ziemlich zufrieden. • Von dieser Zufriedenheit profitiert vor allem die SPÖ unter Peter Kaiser • Auch Personen, die optimistisch in die Zukunft blicken, haben vor allem SPÖ gewählt • Die FPÖ schneidet hingegen insbesondere unter Personen stark ab, die pessimistisch in die Zukunft blicken (sie erreicht in dieser Gruppe 48% der Stimmen)

Das vorläufige Endergebnis

Zustimmung zur Bundesregierung gesunken FPÖ und ÖVP haben bei der Nationalratswahl in Kärnten rund 59% der Stimmen auf sich vereint. Aktuell liegt die Zufriedenheit mit der türkis-blauen Bundesregierung bei 42% (9% „sehr zufrieden“, 33% „ziemlich zufrieden“). • Während daher der Mobilisierungseffekt durch den türkis-blauen Bundestrend schwächer wurde, • gewinnt auf der anderen Seite das Protestmotiv gegen die Bundesregierung bei SPÖ-WählerInnen an Bedeutung. Mit Blick auf die Zukunft Kärntens sagen rund drei Viertel der Befragten, dass sie auf gute Lösungen der Politik vertrauen.

Wer hat wen gewählt?

Die Wahltagsbefragung zeigt bei dieser Wahl deutliche Unterschiede im Wahlverhalten unterschiedlicher soziodemographischer Gruppen.

SPÖ-Absolute unter Frauen

• Hätten bei dieser Landtagswahl nur Kärntnerinnen gewählt, wäre die SPÖ auf 56% gekommen. • Unter männlichen Wählern gibt es hingegen eine blau-türkise Mehrheit von 47%.

Unterschiede nach Alter

• Die SPÖ erreicht mit 58% ihr bestes Ergebnis unter Älteren (60plus) • Die FPÖ legt bei den Jungen gegenüber der Landtagswahl 2013 zu und erreicht 24% in dieser Gruppe • Die ÖVP erzielt ihr bestes Ergebnis unter 30-59-Jährigen • Die Grünen wurden vor allem von Unter-30-Jährigen gewählt

Unterschiede nach Erwerbstätigkeit und Bildung

• Die SPÖ erzielt in allen Bildungsgruppen ähnlich gute Resultate und den ersten Platz • Die FPÖ schneidet in Kärnten unter ArbeiterInnen bzw. Männern mit niedriger Qualifikation überdurchschnittlich gut ab. • Die ÖVP wird besonders von Männern mit Matura gewählt

Wahlmotive und Themen im Wahlkampf

SPÖ gewinnt mit Landeshauptmann-Bonus und sozialen Themen Die SPÖ profitiert bei dieser Wahl von der mehrheitlichen Zufriedenheit der KärntnerInnen mit der Landesregierung. Landeshauptmann Peter Kaiser kann über das Wahlergebnis seiner Partei hinaus mobilisieren und hätte bei einer fiktiven Direktwahl eine absolute Mehrheit erhalten (54%): Für 33% der SPÖ-WählerInnen ist Peter Kaiser laut eigener Angabe das wichtigste Wahlmotiv gewesen.

Inhaltlich waren für SPÖ-WählerInnen soziale Themen zentral (Sozialleistungen, Arbeitsplätze, Gesundheit und Pflege) sowie der Protest gegen die Maßnahmen der Bundesregierung.

FPÖ spricht Zukunftspessimismus und Zuwanderungs-Thema an Vor allem Personen, die pessimistisch in die Zukunft blicken, haben bei dieser Landtagswahl FPÖ gewählt. Inhaltlich stand dabei klar das Zuwanderungsthema im Vordergrund (66% haben darüber im Wahlkampf „sehr häufig diskutiert“). Weitere häufig genannte Wahlmotive sind neben Inhalten und der bisherigen Arbeit der Partei auch das Motiv, dass die FPÖ in die Landesregierung kommen bzw. wieder Erste in Kärnten werden solle. 2% der FPÖ-WählerInnen nannten als ihr wichtigstes Wahlmotiv, dass sie dadurch ihre Unterstützung der Bundesregierung ausdrücken wollten.

Nachteilig wirkt sich nach wie vor das Hypo-Desaster auf die FPÖ aus: Personen, die die Verantwortung daran vor allem bei ihr sehen (38% der Befragten), haben kaum FPÖ gewählt.

ÖVP punktet mit Wirtschaftsthema Wahlmotive für die ÖVP sind vor allem Inhalte und die bisherige Arbeit der Partei. Wie die Auswertung der häufig diskutierten Themen zeigt, geht es den ÖVP-WählerInnen dabei insbesondere um Wirtschaft, die Maßnahmen der neuen Bundesregierung sowie Zuwanderung.

Separate Auswertungen für die anderen Parteien sind aufgrund der Stichprobengröße nicht möglich.

Welche Parteien sollen nach Meinung der Befragten in der nächsten Landesregierung vertreten sein?

• SPÖ-WählerInnen wünschen sich neben ihrer Partei die ÖVP (47%) in einer Landesregierung. 42% hätten sich eine Koalition mit den Grünen gewünscht. • FPÖ-WählerInnen bevorzugen mehrheitlich eine Zusammenarbeit mit der ÖVP. • ÖVP-WählerInnen präferieren leicht eine Zusammenarbeit mit der SPÖ (56%) gegenüber der FPÖ (42%).

Angaben zur Methodik

Die Wahltagsbefragung wird von SORA/ISA im Auftrag des ORF durchgeführt, um der Öffentlichkeit am Wahlabend empirisch fundierte Analysen bieten zu können:

• Befragung unmittelbar vor der Wahl • Zufallsstichprobe und soziodemographische Gewichtung, um die wahlberechtigte Bevölkerung repräsentativ abzubilden; • endgültige Gewichtung mit der Hochrechnung am Wahltag, um dem Endergebnis so nahe wie möglich zu kommen.

Auftraggeber: ORF Grundgesamtheit: Wahlberechtigte zur Landtagswahl Kärnten 2018 Befragungsmethode: telefonische Interviews (CATI) Befragungszeitraum: 1. März nachmittags bis 4. März 2018 mittags Durchführung der Interviews: ipr – Umfrageforschung Dr. Richard Költringer Stichprobe: repräsentative Zufallsauswahl, n=1.224 Schwankungsbreite für n=1.200 maximal +/-2,8% Bei der Auswertung von Untergruppen muss berücksichtigt werden, dass die Schwankungsbreiten größer werden: für z.B. 150 Personen maximal +/- 8%. Eine vollständige Dokumentation der Personenzahl pro ausgewerteter Gruppe stellen wir ab 26.2. online zur Verfügung Gewichtung der Daten: soziodemographisch (Geschlecht, Alter, Bildung, Erwerb); Hochrechnung