Post will Energiekostensparen helfen

Wer den günstigsten Tarif haben will, sollte sich aber selbst darum kümmern.

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Da ein Regal mit den gesammelten Werken Hansi Hinterseers und seiner Kollegen. Dort die DVDs mit Zeichentrickfilmen und Hollywood-Blockbustern. Der Besuch einer Postfiliale macht deutlich: Hier agiert ein Unternehmen, welches versucht, sein althergebrachtes Geschäftsmodell zu erweitern. Von Briefmarkenverkauf und Packerlzustellung allein lässt es sich schon länger nicht mehr so gut leben. Und deshalb bringt die Österreichische Post AG nun zwischen Büromaterial und Grußkarten neuerdings auch Strom an die Kunden.

Energieregulator und Konsumentenschützer reden sich schon lange den Mund fusselig und weisen auf die enormen Einsparungsmöglichkeiten durch einen Anbieterwechsel hin. Doch die Österreicher haben sich bisher als recht treue Seelen erwiesen. Auch 15 Jahre nach Liberalisierung des heimischen Strom- und Gasmarktes kommt der Wettbewerb nur schleppend in Gang. Die Post will nun ihren Kunden beim Energiekostensparen helfen. Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch: Wer tatsächlich immer den für seinen Haushalt günstigsten Tarif haben will, muss selbst dafür sorgen.

Was im Internet über diverse Tarifkalkulatoren per Knopfdruck abrufbar ist, ist außerhalb der virtuellen Welt eine höchst komplexe, wenn nicht nahezu aussichtslose Angelegenheit: aus 150 verschiedenen Strom- und 40 Gaslieferanten, die ihrerseits wiederum mehrere Tarife anbieten, den Bestbieter zu identifizieren. Das Angebot der Post richtet sich vorrangig an jene Menschen, die sich in den Weiten des World Wide Web nicht zurechtfinden oder gar keinen Zugang dazu haben.

Wir bieten eine objektive Darstellung aller Anbieter und Tarife

"Persönliches Service in Ihrer Postfiliale. Kostenloser und objektiver Tarifvergleich. Wir übernehmen für Sie den Wechsel, und Sie brauchen sich um nichts kümmern“, heißt es in einer entsprechenden Broschüre des teilstaatlichen Konzerns. Laut Unternehmensangaben haben seit vergangenem Juni circa 7100 Kunden dieses Offert angenommen. Sie konnten allerdings nur aus einem eingeschränkten Angebot wählen. Denn aktuell können Tarife von lediglich 21 Anbietern über die Post bezogen werden. Laut einem profil vorliegenden Vertrag erhält die Post für jeden vermittelten Abschluss eine Provision von 40 Euro. "Wir bieten eine objektive Darstellung aller Anbieter und Tarife“, betont Post-Sprecherin Kathrin Schrammel. Am Beispiel eines Zwei-Personen-Haushaltes mit einem durchschnittlichen Strom-Jahresverbrauch von 3095 Kilowattstunden zeigt sich, dass die drei günstigsten über die Post beziehbaren Lieferanten generell zu den Billiganbietern gehören. Bei Maxenergy, Montana und Voltino liegen die Bruttopreise für ein Jahr Strom deutlich unter 500 Euro. Die etablierten Stromversorger wie EVN oder Verbund knöpfen ihren Kunden in ihrem jeweils günstigsten Tarif rund 100 Euro mehr ab.

Die Billiganbieter locken mit großzügigen Preisnachlässen. So punktet etwa der zur bayerischen Sailer-Gruppe gehörende Anbieter Maxenergy im ersten Jahr mit einem reinen Energiepreis (also exklusive Netzentgelt, Steuern und Abgaben) von 45,23 Euro. Zum Vergleich: Bei der EVN - die keine Nachlässe gewährt - zahlt man dafür 151,75 Euro. Die Rabatte gelten jedoch nur im ersten Jahr. Danach ziehen die Tarife empfindlich an: bei Maxenergy etwa muss im zweiten Jahr ein Energiepreis von 286,30 Euro berappt werden. Damit wird im Vergleich zwischen den fünf genannten Stromversorgern aus dem vermeintlich günstigsten Anbieter der teuerste (siehe auch Grafik). Bleibt man länger in diesem Vertrag, erhöht sich der Abstand noch deutlicher.

Damit bestätigt sich die Faustregel: Wer sichergehen will, seine Energie so günstig wie möglich zu beziehen, muss seinen Anbieter jährlich wechseln. Wer sich mangels Internetkompetenz nicht selbst darum kümmern kann, braucht also Beratung. Von der Post wird er diese allerdings eher nicht bekommen. In dem profil vorliegenden Vertrag heißt es nämlich: "Die Post wird innerhalb von 24 Monaten ab Vertragsabschluss zwischen Anbieter und Endkunden nicht versuchen, diesen Endkunden durch aktiven Kontakt und/oder per adressierter Zusendung (Direct Mailings) zu einem abermaligen Wechsel zu bewegen.“ Ob das im Interesse der Kunden ist? "Wir stehen für Fairness gegenüber den Kunden und den Geschäftspartnern“, argumentiert Schrammel. Zudem könnten selbstverständlich jederzeit - unter Berücksichtigung der jeweiligen Kündigungsfristen - sowohl online als auch in den Filialen, Verträge geändert und zu günstigeren Anbietern gewechselt werden.

Man muss es nur wissen.

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

ist Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast (@profil_Klima).