Das profil-Cover vom 4. Juli 1994

profil vor 25 Jahren: Unterwegers "bester Mord"

Nach Jack Unterwegers Selbstmord analysierte profil das zwei Jahre dauernde Verfahren gegen den Frauenmörder.

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"Dieser Selbstmord war noch sein bester Mord“, kommentierte ÖVP-Justizsprecher Michael Graff die Nachricht, dass sich der wegen neunfachen Frauenmordes zu lebenslanger Haft verurteilte Jack Unterweger in seiner Zelle erhängt hatte. In der Ausgabe vom 4. Juli 1994 analysierte profil das zwei Jahre dauernde Verfahren, das „Gericht, Polizei, Anwälte und Medien überfordert“ habe. Ein „Fair trial im angelsächsischen Sinn“ sei der Unterweger-Prozess „sicherlich nicht“ gewesen, darüber müsse „man sich selbst dann im klaren sein, wenn man überzeugt ist, dass der Beschuldigte tatsächlich auch der Mörder war“.

Um Überzeugungen, genauer um den moralisch korrekten Umgang mit Staatsgästen, die mit fetten Aufträgen für Österreichs Wirtschaft winken, daheim aber Demokratie und Menschenrechte mit Füßen treten, ging es anlässlich des Wien-Besuchs von Chinas Ministerpräsident Li Peng. Vizekanzler und ÖVP-Obmann Erhard Busek hatte „um den Staatsgast aus China einen großen Bogen“ gemacht, weshalb ihm SPÖ-Bundesgeschäftsführer Peter Marizzi vorwarf, er gefährde dadurch Arbeitsplätze. China habe sich geändert und wirtschaftlich geöffnet, argumentierte die Staatsspitze. „Reichen kleine Konsumfreiheiten tatsächlich aus, um demokratische Grundrechte, politische Gefangene, Folter und Mord einfach beiseitezuschieben?“, fragte Hubertus Czernin im Leitartikel. Georg Hoffmann-Ostenhof meldete hingegen Zweifel an, ob „ein politischer Boykott wirklich das geeignete Mittel“ sei, „um in China Menschenrechte zu befördern“.

Das profil-Cover vom 4. Juli 1994