"Bei gegebener Eignung würden wir auch Frauen in den Vorstand bestellen"

In 15 von 20 ATX-Konzernen ist der Vorstand ausschließlich männlich. profil hat nachgefragt, warum das so ist. [E-Paper]

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Die PR-Beraterin Gabi Spiegelfeld hätte sich vermutlich gern mit anderen Leistungen ins kollektive Gedächtnis eingeschrieben. Der breiten Öffentlichkeit ist sie nun jedoch mit einem prägnanten Zitat bekannt geworden: „Mir gehen die Weiber so am Nerv. Scheiß Quote“, schrieb sie 2019 dem späteren Öbag-Chef Thomas Schmid. Spiegelfeld hatte für das Aufsichtsratsgremium des staatlichen Beteiligungsunternehmens geeignete Frauen gesucht und offenbar einige Schwierigkeiten, fündig zu werden.

Während Österreich noch an den Aufsichtsrätinnen laboriert, ist Deutschland schon einen Schritt weiter: Dort gilt nicht nur eine Quote für den Aufsichtsrat, sondern auch für den Vorstand, also die operative Führung. Kürzlich hat der Bundestag beschlossen, dass in börsennotierten Unternehmen mit mehr als 2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorstandsmitgliedern künftig mindestens eine Frau im Vorstand sitzen muss.
 
Betrachtet man die heimischen Vorstandsetagen, zeichnet sich ein düsteres Bild. In den börsennotierten Unternehmen liegt der Frauenanteil bei gerade einmal 7,6 Prozent. Bei den im ATX gelisteten Unternehmen, wo die größten börsennotierten Unternehmen versammelt sind, liegt der Anteil der Vorständinnen bei nur 6,8 Prozent, wie aus dem Frauen.Management.Report der Arbeiterkammer hervorgeht. (Welchen Anteil Medien an der Sichtbarmachung von Frauen haben, lesen Sie im aktuellen profil.)

In 15 von 20 ATX-Unternehmen ist gar keine Frau im Vorstand vertreten. Die da wären: Andritz, Bawag, CA Immo, Do & Co, EVN, Immofinanz, Lenzing, Mayr-Melnhof, Post, Raiffeisen International, S Immo, Schoeller-Bleckmann, Uniqa, Verbund, Voestalpine. profil wollte von diesen Unternehmen wissen, weshalb das so ist. Ob man diesen Umstand für ein zeitgemäßes Signal im Jahr 2021 halte. Und ob man gedenke, daran in absehbarer Zeit etwas zu ändern. Auch im eigenen Interesse. Denn seit Jahren ist bestens erforscht, dass gemischte Teams besser arbeiten und Unternehmen mit vielfältiger Führung mehr Gewinn erwirtschaften. Zudem verpflichten mittlerweile viele große Finanzinvestoren Unternehmen zu mehr Diversität.

Das Beispiel Öbag zeigt, dass mit ein bisschen Anstrengung doch geeignete Frauen zu finden sind. Der Anteil der seitens der Öbag im Jahr 2020 nominierten Aufsichtsrätinnen betrug 44 Prozent.

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Die ganze Geschichte finden Sie in der profil-Ausgabe 26/2021 - hier als E-Paper.

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Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

ist Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast (@profil_Klima).