Finanzkrise

Finanzkrise: Was vor zehn Jahren geschah

Der Beginn der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit jährt sich zum zehnten Mal.

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Bereits im Jahr 2007 hatte es erste Probleme gegeben. Betroffen waren vor allem US-Finanzinstitute, die sich auf das Geschäft mit Subprime-Krediten spezialisiert hatten, also Hypothekardarlehen an Kreditnehmer mit schlechter Bonität. So gingen 2007 bei der US-Bank Bear Stearns mehrere Hedgefonds pleite. Infolgedessen stiegen die Zinsen am sogenannten Interbankenmarkt, also bei Krediten zwischen Banken -ein Zeichen dafür, dass die Geldhäuser einander misstrauten. Richtig los mit der Finanzkrise ging es jedoch erst 2008. Eine Chronologie.

Jänner 2008

Das US-Wirtschaftswachstum bricht ein. Die US-Notenbank FED senkt den Leitzins.

Februar

Der viertgrößten britischen Hypothekenbank Northern Rock droht die Pleite. Die Regierung rettet sie durch Verstaatlichung.

März

Die FED senkt den Leitzins erneut - auf 2,25 Prozent, dem tiefsten Stand seit Jahren.

Mai

Die US-Investmentbank Bear Stearns wird vom Konkurrenten JPMorgan Chase übernommen -zum Spottpreis von zwei Dollar pro Aktie. Dies bewahrt Bear Stearns vor der Insolvenz.

September

Die US-Regierung übernimmt die beiden Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac, um deren Insolvenz zu verhindern.

September

Die viertgrößte US-Investmentbank Lehman Brothers meldet Insolvenz an. Die US-Regierung weigert sich diesmal, die Bank zu retten - angeblich, weil die Lehman- Gläubiger zum Gutteil aus dem Ausland stammen. Die Folge ist ein weltweites Austrocknen des Interbankenmarktes: Banken wollen untereinander kein Geld mehr verleihen. Dadurch geraten weitere Geldhäuser in Finanzierungsnöte. Am Tag nach der Lehman-Pleite übernimmt die Bank of America die Investmentbank Merrill Lynch, um sie vor der Pleite zu bewahren. Zugleich wird die Versicherungsgesellschaft AIG zu 80 Prozent verstaatlicht. Der US-Kongress beschließt Bankenhilfen im Ausmaß von 700 Milliarden US-Dollar.

September

Der Münchner Hypo Real Estate droht die Pleite. Die deutsche Regierung und Deutschlands Banken retten das Institut gemeinsam.

Oktober

Island verstaatlicht die drei größten Banken des Landes, um einen Staatsbankrott abzuwenden.

Oktober

Deutschland stellt 400 Milliarden Euro an Bürgschaften für Krisenbanken zur Verfügung. Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Peer Steinbrück garantieren unbegrenzt für die Spareinlagen der Deutschen.

Oktober

Österreichs Regierung unter Kanzler Alfred Gusenbauer stellt Bankenhilfen von 100 Milliarden Euro zur Verfügung.

Oktober

Ungarn bekommt einen Notkredit von EU, IWF und Weltbank, um einen Staatsbankrott zu vermeiden.

Oktober

Weil sich die Wirtschaftslage verschlechtert, beschließt Österreich das "Konjunkturbelebungspaket": Mittelgroße Betriebe, ÖBB und Asfinag werden über eine Laufzeit von zwei Jahren mit rund einer Milliarde Euro unterstützt.

November

FED-Chef Ben Bernanke erklärt, dass von den 13 größten Banken der Vereinigten Staaten nur eine einzige nicht durch die Krise existenziell gefährdet sei.