Herbert Lackner

Herbert Lackner Um 16 Uhr endete die Ära Haider

Kommentar. Um 16 Uhr endete die Ära Haider

Drucken

Schriftgröße

Nächste Woche, am 12. März, wäre in Österreich ein denkwürdiger Jahrestag zu begehen. Genau 24 Jahre werden es her sein, dass dem damals 39-jährige Oberösterreicher Jörg Haider der Sprung an die Macht in Kärnten gelang: 29 Prozent hatte er an jenem Tag bei den Landtagswahlen eingefahren und bei den folgenden Regierungsverhandlungen der SPÖ (46 Prozent) mit Hilfe der ÖVP den Landeshauptmann abgejagt.

Erst am Sonntag endete sein Ära, wenn auch sein Leben schon vorher zu Ende ging. Seine Nachfolger und Erben hatten die Landtagswahlen 2009 schließlich noch zu einem kultischen Haider-Epilog umgedeutet: Ein Toter führt uns an.

Nach dem Hinscheiden Haiders gab es allerdings niemanden mehr, der mit politischen Gauklerstücken die Aufmerksamkeit des Publikums vom himmelschreienden Versagen des Rechtspopulismus in der politischen Praxis ablenken konnte.

„Wir passen auf Dein Kärnten auf!“ hatten ihm seine nicht übermäßig wohlgeratenen Nachfahren theatralisch an der Bahre geschworen, wohl wissend, was ihnen Haider da hinterlassen hatte: Ein Land mit der höchsten Arbeitslosigkeit und der geringsten Geburtenrate, mit der geringsten Kaufkraft und den höchsten Schulden, ein Abwanderungsgebiet in dem eine ganze Garde hochrangige Politiker mit einem Bein im Gefängnis steht.

Dass den Haider-Erben im Wahlkampf dann zu all dem bedauerlich wenig einfiel und sie den Volkszorn auf dem Umstand umleiten wollten, dass SPÖ-Spitzenkandidat Peter Kaiser keinen Kärntner Anzug besitzt, ist ein Zeichen schwerer Vernebelung.

Die Abstrafung der Kärntner Freiheitlichen in einem Maß, wie es noch nie einer Partei zuvor in Österreich widerfahren war, ist nur folgerichtig – wenngleich sie um Jahre zu spät kommt. Das hätte man alles billiger haben können.

Und jetzt bitte: Altersmilde

Erwin Prölls Absolute ist hoch einzuschätzen: Er hat es geschafft, den fast unumgänglichen Abnützungseffekt dem lange regierende Politiker unterliegen, durch die ganz große Show hintan zu halten. Da mussten im Wahlkampf dann allerdings alle ran: Künstler dankten ihrem Mäzen, Landeskinder dem Landesvater, ein ganzes Land dem gütigen Geschick, das diesen Mann gesandt hatte. ERWIN.

Ihm wiederum sandte ein gütiges Geschick Frank Stronach, wodurch sich der Wahlkampf zu einem Duell im Sonnenuntergang stilisieren ließ, was die anderen Parteien von der Bildfläche fegte. Zumindest als These lässt sich formulieren: Ohne Stronach keine Pröll-Absolute.

Viele Monarchen in Österreichs Geschichte wurden im Alter milde. Kritiker behandelten sie nicht mehr wie Staatsfeinde, Widerrede war akzeptiert, der Glaube an den Alleinbesitz der Wahrheit wurde schwächer.

Ein altersmilder Erwin Pröll? Geht das überhaupt. Probieren könnte er es jedenfalls.

[email protected]