Chaos im IHS

IHS: Die Hintergründe zu Christian Keuschniggs Rücktritt

Sitzungsprotokolle. Die Hintergründe zu Christian Keuschniggs Rücktritt

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Wer die Protokolle aus den Kuratoriumssitzungen des IHS liest, kann Keuschniggs entnervte Reaktion verstehen - wird doch seit Monaten darüber gerungen, was, wie und wo das IHS forschen soll. So wird etwa Heinrich Neisser, Präsident des Kuratoriums, in den Protokollen, die profil vorliegen, folgendermaßen zitiert: "Spindelegger (damals Vizekanzler und Finanzminister, Anm.) knüpfte eine Unterstützung bei den Mietkosten an eine Übersiedlung des IHS nach Stockerau.“ Das Kuratorium lehnte eine Übersiedlung jedoch ab.

Keuschnigg drängte laut den Protokollen immer energischer, sich endlich darauf zu einigen, wie man die Kosten für das IHS reduzieren und worauf sich das abgeschlankte Institut konzentrieren soll. Andere Mitglieder des Kuratoriums hingegen spielten auf Zeit und urgierten immer wieder neue Konzepte. Schließlich platzte auch Harald Waiglein, Sektionschef im Finanzministerium, der Kragen. Er fühlt sich erinnert an Aufsichtsratsdiskussionen in manchen Banken, wo sich das Umfeld radikal verändert und man versucht, eine Strukturänderung dadurch zu verhindern, indem man sagt, dass es irgendwann wieder einen Aufschwung geben wird. Man soll aber davon ausgehen, dass die Einnahmen dauerhaft niedrig bleiben.“

Als vergangenen Donnerstag das x-te Sanierungskonzept abgelehnt wurde, reichte es Keuschnigg. Er geht. Mit ihm werden sich WU-Professor Herbert Walther, Sektionschef Waiglein und Martha Oberndorfer (Chefin der Bundesfinanzierungsagentur) aus dem Kuratorium des IHS zurückziehen. Die Zukunft eines der renommiertesten Wirtschaftsforschungsinstitute Österreichs steht damit in den Sternen.

Eva   Linsinger

Eva Linsinger

Innenpolitik-Ressortleitung, stellvertretende Chefredakteurin