CiCi-Club darf doch öffnen und postet dies auf Instagram, daneben ein Foto von Martin Ho.
Wien

Kalter Club-Krieg in Wien

Martin Hos ehemaliger „Hidden Club“ öffnet unter neuem Namen wieder – aber nur, weil der Szene-Gastronom einen Schritt zur Seite machte. Wieso sich ein grüner Politiker mit Hos „Clique“ anlegt.

Drucken

Schriftgröße

„Was nun Markus? Willst du wirklich die längste Einkaufsstrasse töten? You should listen to me!” Mit diesen Worten konfrontierte „Szenegastronom“ Martin Ho am Sonntag via Instagram-Stories den grünen Neubau-Bezirksvorsteher Markus Reiter. Reiter hat sich gegen eine Wiedereröffnung des ehemaligen „Hidden Club” unter dem neuen Namen „CíCí“ zu Halloween eingesetzt. Das ist ihm – zumindest vorübergehend – gelungen: Die Betreiber des „CíCí“-Clubs bekamen keine Genehmigung für ihr Halloween-Reopening

Die Adresse des Nachtclubs ist Mariahilferstraße 36 – er befindet sich auf der größten Einkaufsstraße des Landes. Der Club gehört zu Martin Hos Gastro-Imperium, aber dann auch doch wieder nicht. Denn Ho scheint seit dem 6. November weder als Eigentümer, noch als Geschäftsführer oder in irgendeiner gesellschaftsrechtlichen Funktion auf. Wieso wettert Ho dann gegen einen Grünen-Politiker auf Instagram und setzt sich für einen Club ein, der ihm augenscheinlich nicht gehört? Und warum will ein Lokalpolitiker die Wiedereröffnung eines Nachtclubs überhaupt verhindern?

„Mein Anliegen ist, dass die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften gewährleistet ist – nur so funktioniert ein gutes Zusammenleben in Neubau“, sagt der grüne Bezirksvorsteher Markus Reiter. Neben Themen wie Nachtlärm und Schutz der Anrainer verweist Reiter auf „ausstehende Zahlungen“, also auf Löhne an 44 Arbeitnehmer:innen, die im Zuge der Pleite einer Reihe von Dots-Gesellschaften noch ausständig sein sollen. Die Gesellschaften hatten den Eigentümer gewechselt. Die Arbeiterkammer befasst sich aktuell mit allen Vorwürfen. 

Zur Dots-Gruppe gehörte eben auch der „Hidden Club“, der im Dezember 2023 wegen einer fehlenden Spezialgenehmigung für den Clubbetrieb schließen musste, denn offiziell war der Club übrigens ein Süßigkeitenladen. Jetzt öffnete das Lokal unter dem Namen „CíCí“ wieder seine Pforten. 

Screenshot Instagram Martin Ho vom 10.11.2024
Screenshot Instagram Martin Ho vom 10.11.2024
Screenshot Instagram Martin Ho vom 10.11.2024

Candy-Shop in da Club

Laut Firmenbuch (Wirtschaftscompass) stellte die Geschäftsführerin der DOTS Club GmbH und Verwandte von Martin Ho am 18. September einen Antrag, den Namen des DOTS auf „XXKXIX GmbH“ zu ändern und auch gleich den „Betriebsgegenstand auf Handel mit Süßwaren zu ändern”, wie im Antrag vermerkt ist. Und tatsächlich: Im Nachtlokal werden eben auch Süßigkeiten verkauft. Die Vertreter:innen des Bezirksvorstehers forderten die Behörden dazu auf, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die insolvenzrechtliche Situation von Martin Ho vor einer Neueröffnung genau zu überprüfen. Ho ist in den letzten Jahren als Unternehmer und Gastronom auch negativ aufgefallen. 

Die Bezirksvorstehung störte auch, dass zum Zeitpunkt des Antrags für den Betrieb des Clubs durch die „XXKXIX“, also die Nachfolgerin der  Dots Club GmbH, ein Insolvenzvermerk fehlte. Das hat sich in den vergangenen zwei Wochen geändert. Die „XXKIX GmbH“, die den ursprünglichen Antrag für eine Genehmigung gestellt hat, hat nun einen Insolvenzvermerk im Firmenbuch. Am 9. November konnte der „CíCí“-Club seine Tore für ein Soft-Opening öffnen, weil die Genehmigung doch noch erteilt wurde. Denn: Laut dem zuständigen Magistrat hätte die insolvente „XXKXIX GmbH“ am 6. November ihren Antrag zurückgezogen. Stattdessen stellte Christian Edy einen solchen Antrag zur Neueröffnung - und bekam wenige Tage später auch tatsächlich grünes Licht von den Behörden. 

Die „CíCí“-Crew postete stolz ein Foto des Bescheids auf Instagram, eine fette Reopening-Party ist ebenfalls geplant  und soll kommenden Samstag stattfinden, Star-DJs inklusive.

Der mysteriöse Christian Edy

Doch wer ist jener Mann, der innerhalb weniger Tage eine Sondergenehmigung bekam, um die Martin Ho monatelang gekämpft hatte? Christian Edy war nicht nur Antragsteller des neu eröffneten „CíCí“-Clubs, sondern ist auch dessen Geschäftsführer. Er gilt schon lange als Vertrauter von Martin Ho und ist in der Szene kein Unbekannter. 

Edy leitet die „Pratersauna“ und den Hip-Hop-Club „Vie I Pee“, dessen wirtschaftlicher Eigentümer Ho ist. Er hält außerdem 15 Prozent an der „XXKXIX-GmbH“, also jener Gesellschaft, die ursprünglich das Gewerbe für die Diskothek auf der Mariahilfer Straße beantragte – und nicht bekam. 55 Prozent der „XXKXIX“ gehören wiederum der „RHC Invest GmbH“, die zu je 49 Anh Tuan Ho, also Martin Ho, und zu 31 Prozent einem weiteren Familienmitglied gehören.

Gesellschafter und wirtschaftliche Eigentümer des „CíCí“-Clubs sind Michael Kottas und Christian Edy. Martin Ho hat also mit dem „CíCí“-Club nichts mehr zu tun – zumindest offiziell. Ende August gab er bekannt, dass er seine Geschäfte in Wien seinen Partnern übertragen und selbst ins Ausland, konkret nach Dubai, expandieren werde.

Laut Alexander Khaelss-Khaelssberg, Pressesprecher von Martin Ho und dessen Firmen, würden Ho und die Dots-Community nicht mehr als eine „freundschaftliche Verbundenheit gegenüber Christian Edy“ pflegen. 

Die Personalstrukturen rund um die Dots-Welt sind jedoch schwer zu durchschauen. Laut der Website der Dots-Group heißt der „CíCí“-Club noch immer „Hidden Club“ und gehört zur Dots-Gruppe, ein Impressum gibt es nicht.

#aintnobodyfuckingwithmyclique

Und obwohl Ho nicht mehr in die „CíCí“-Geschäfte involviert ist, wartete er nicht lange, um Markus Reiter die Genehmigung als Triumph auf Instagram unter die Nase zu reiben. Der Gastronom wollte dem Bezirksvorsteher wohl klarmachen, dass sich niemand mit seiner „Clique” anlegen soll. Dafür benutzte Ho den Hashtag: „#aintnobodyfuckingwithmyclique”. Ho beließ es nicht dabei: In einer weiteren Story forderte er Markus Reiter auf, den er direkt taggte, mit ihm auf einen „Drink“ zu gehen. „Your time is limited! Call me, I will teach you! You don’t need to pay me!“, steht in diesem Aufruf, gefolgt von dem Hashtag „#ifyouaresmartcomeandtakeadrinkwithme”.  

PR-Berater Khaelss-Khaelssberg bezeichnete die Aktion des Bezirksvorstehers als eine „wissentliche Zerfleischaktion“ gegenüber profil.

Auch Christian Edy äußerte sich auf Social Media zur Verzögerung der Club-Genehmigung, allerdings war sein Ton etwas milder, als der von Ho: Er dankte den Behörden für ihre Arbeit und bekundete, wie leid es ihm tue, dass „Menschen, die mit Herz und Seele, mit endloser Hingabe und Leidenschaft an diesem Projekt gearbeitet haben“, enttäuscht wurden.

Edy und Ho scheinen – zumindest vorläufig – den Genehmigungskampf gegen Markus Reiter gewonnen zu haben. Fortsetzung folgt – vielleicht. 

Natalia Anders

Natalia Anders

ist Teil des Online-Ressorts und für Social Media zuständig.

Celeste  Ilkanaev

Celeste Ilkanaev

von September bis November 2024 Volontärin im Digitalteam. Freie Journalistin.