MAN-Chef Alexander Vlaskamp

MAN-Chef Vlaskamp: „Wir machen uns riesige Sorgen“

MAN-Vorstandschef Alexander Vlaskamp über die Zukunft des Dieselmotors, Konkurrenz aus China und ein Fußballstadion als Ladestation für Lkw.

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Eine seiner ersten Auslandsreisen führte den neuen EU-Verkehrskommissar Apostolos Tzitzikostas Anfang April zum Lkw-Hersteller MAN nach München. „Wir werden alles tun, was nötig ist, um unsere Industrie zu beschützen“, erklärte Tzitzikostas damals. Bei MAN-Chef Alexander Vlaskamp regen sich inzwischen Zweifel, ob das stimmt. Er drängt auf eine Lockerung der CO₂-Regeln der EU, andernfalls drohten der Nutzfahrzeugbranche hohe Strafzahlungen.

Der Dieselmotor ist einst in der Maschinenfabrik Augsburg entwickelt worden. Die heißt heute MAN und entwickelt immer noch Dieselmotoren. Wie lange noch?

Alexander Vlaskamp

Wir investieren gerade weitere rund 250 Millionen Euro in unser Motorenwerk in Nürnberg und neue Hallen sowie zusammen in der Traton Group mit Scania, International und VW Truck & Bus nahezu 1,2 Milliarden Euro in die Entwicklung eines neuen Dieselmotors. Das machen wir, weil wir daran glauben, dass der Diesel in den kommenden 20 bis 25 Jahren im Nutzfahrzeugbereich auch weiterhin eine Rolle spielen wird.

Aber das ist wohl die letzte Generation, oder?

Vlaskamp

Mehr als die Hälfte unserer Auslieferungen im Stadtbusbereich sind heute schon batterieelektrisch. Schritt für Schritt werden auch bei den Trucks die elektrisch angetriebenen die Oberhand gewinnen. Bis 2030 rechnen wir in Europa mit einem Anteil von knapp 50 Prozent an E-Trucks. Mit Diesel werden dann aber vermutlich immer noch Schwerlaster oder auch Feuerwehrfahrzeuge fahren. Da haben wir als MAN einen großen Marktanteil, arbeiten beispielsweise intensiv mit der Firma Rosenbauer zusammen. Oder denken Sie an unser Joint Venture mit Rheinmetall: Da fertigen wir in Wien militärische Nutzfahrzeuge – auch deren Elektrifizierung ist nicht so schnell möglich. Mit dem Österreichischen Bundesheer haben wir einen Rahmenvertrag zur Lieferung von 1675 Lkw abgeschlossen. In diesen Bereichen wird der Dieselmotor noch lange im Einsatz sein.

Das heißt, Sie brauchen beides?

Vlaskamp

Ja – für viele Jahre. Unsere Halbjahreszahlen zeigen einmal mehr, dass wir deutlich robuster aufgestellt sind. In einem schwachen Markt schaffen wir fast acht Prozent Rendite und verzeichnen die stärksten Wachstumsraten bei E-Trucks aller Hersteller in Europa. Die Fließbandproduktion für den E-Truck ist gerade angelaufen. Sowohl der Verbrenner als auch der E-Truck werden in München auf dem gleichen Band produziert. Damit können wir maximal flexibel auf die Nachfrage reagieren.

Und das funktioniert?

Vlaskamp

Das funktioniert. Diesen Monat laufen bereits fast jeden Tag drei bis fünf E-Trucks vom Band. Das sind aktuell nur irgendwo zwischen drei bis sechs Prozent unserer Gesamtproduktion. Ist also ausbaufähig. Gibt unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aber auch die Gelegenheit, in Ruhe zu lernen, wie sie mit den unterschiedlichen Komponenten umgehen.

Josef Redl

Josef Redl

Wirtschaftsredakteur.