Sebastian Kurz

Noch mehr "Körberlgeld" für Sebastian Kurz?

Es sei "Körberlgeld", vermuten Kritiker. Vergangene Woche berichtete profil, dass 31 Millionen Euro Steuergeld aus dem neuen Budget an das Bundeskanzleramt gehen, die im offiziellen Budgetbericht gar nicht aufscheinen. Jetzt zeigt sich: Es dürften nochmals 20 Millionen dazukommen. Das Kanzleramt? Schweigt.

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Normalerweise sind sie nur für die Augen von Regierungsmitgliedern und ihrer engen Mitarbeiter bestimmt. Interne Budgetunterlagen, die profil und einigen anderen Medien zugespielt wurden, ermöglichen tiefe Einblicke in regierungsinterne Zahlungsflüsse. Und: Sie werfen Fragen auf.

Vergangene Woche berichtete profil, dass das Bundeskanzleramt (BKA) unter dem Titel "Internationales" Sonderzahlungen in einer Höhe von 31 Millionen Euro erhält. So steht es in den internen Unterlagen - im offiziellen Budgetbericht jedoch findet sich dazu kein Wort. In den Wochen zuvor hatten bereits andere Medien, etwa die Tageszeitung "Kurier", über ähnliche Sonderzahlungen an FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache und FPÖ- Verteidigungsminister Mario Kunasek berichtet. Es sei "Körberlgeld", mutmaßen Oppositionelle genauso wie Budgetexperten, die ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. Also: versteckte Geldtöpfe, die beispielsweise zur Bezahlung externer Berater dienen, für Zeitungsinserate, für politische Eigenwerbung.

Sebastian Kurz' BKA sieht nichts Aufklärungswürdiges an all dem. Das Geld sei völlig regulär für Ausgaben wie eine geplante Shoa-Gedenkmauer in Wien vorgesehen, sagte ein Sprecher vergangene Woche gegenüber profil. Die "von der Opposition gestreuten Gerüchte" weist das BKA zurück. Allerdings: Üblicherweise werden Ausgaben wie eine Gedenkmauer aus eigenen Budgetposten finanziert, nicht aus schwammig definierten Sondertöpfen.

Offenbar weitere 20 Millionen zugewiesen

Überdies tun sich aktuell neue Fragen bei Kurz auf. Bei genauer Analyse der Unterlagen findet sich nämlich noch ein weiterer Sonderposten beim BKA. Offenbar bekommt es nochmals 20 Millionen Euro im Jahr 2018 zugeteilt. Ohne erkennbaren Grund - und zusätzlich zu den 31 Millionen, über die profil bereits vergangene Woche berichtete.

Wie das? Um den Hintergrund zu verstehen, muss man zurück zur alten Regierung unter SPÖ-Kanzler Christian Kern. Im Jahr 2017 bekam das BKA -dies ist offiziell in den damaligen Budgetunterlagen nachzulesen - 20 Millionen für das darauffolgende Jahr 2018 zugewiesen. Kerns Regierung wusste damals noch nicht, dass sie 2018 gar nicht mehr im Amt sein würde. Verwendungszweck des Geldes: Projekte mit Bezug zur Digitalisierung zu fördern. Die Summe ging ans BKA, weil dort Muna Duzdar saß, die für Digitalisierung zuständige SPÖ-Staatssekretärin.

Die neue ÖVP-FPÖ-Regierung verschob jedoch Anfang 2018 die Verantwortlichkeiten. Zuständig für Digitalisierung ist nunmehr ÖVP-Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck. Entsprechend sollten die 20 Millionen Fördergeld für das heurige Jahr von Kurz zu Schramböck wandern. So wäre zumindest die übliche Vorgehensweise. Tatsächlich bekam Schramböck die 20 Millionen zugewiesen - das zeigen die internen Budgetunterlagen, die profil vorliegen. Allerdings: Laut denselben Dokumenten wurde die Summe vom Bundeskanzleramt niemals weggebucht. Das Kanzleramt kommt also offenbar weiterhin in den Genuss von zusätzlichen 20 Millionen -ohne dass dies in offiziellen Berichten in irgendeiner Form angeführt oder kommentiert wäre.

Bundeskanzleramt schweigt

Hintergrund: Die internen Dokumente umfassen eine Aufzählung sämtlicher Budgetposten, die aufgrund veränderter Zuständigkeiten vom BKA zu anderen Ressorts verschoben werden. Ein Beispiel: Für Förderzahlungen im Bereich der regionalen Entwicklung war unter Kern noch das BKA verantwortlich, unter Kurz ist es nun ÖVP-Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger. Folgerichtig gehen laut interner Liste 75,1 Millionen Euro Regionalfördergeld vom BKA an Köstinger.

Auf derselben Liste sollten nun auch die 20 Millionen für Digitalisierung stehen, da sie zu Schramböck wandern. Aber das tun sie nicht.

Was sagt das BKA zu all dem? Sind die 20 Millionen Steuergeld tatsächlich im Kanzleramt verblieben? Und, wenn ja - zu welchem Zweck? profil richtete diese Fragen schriftlich an zwei Sprecher von ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz. Die Frist zur Beantwortung betrug 24 Stunden. Trotz mehrmaliger telefonischer und schriftlicher Nachfragen kam allerdings vom Bundeskanzleramt keine Antwort.

Anmerkung: Mittlerweile hat das BKA gegenüber der APA Stellung zu den Vorwürfen genommen. profil wird weiter dazu berichten.