Ölpreis: Die große Verwirrung

Ölpreis: Die große Verwirrung

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Am Einbruch der Aktien-Märkte jedenfalls soll das Ölpreistief Mitschuld tragen. Von einer "neuartigen Kopplung von Ölpreis und Aktienkursen“ schreiben die Analysten des französischen Investmentsfonds La Financière de l’Echiquier.

Aber halt: Niedrige Ölpreise galten doch stets als positiv für Wirtschaft und Börsen. Diese Ansicht steht neuerdings infrage. Die Ökonomenzunft zerfällt in zwei Lager: Freunde und Feinde des billigen Öls.

Ein Debattenüberblick.

Warum das billige Öl schlecht für die Börse ist:

Es bringt Instabilität in ohnehin instabile Regionen. Zum Beispiel Russland, das den Boom der vergangenen Jahren dem hohen Ölpreis verdankte - und nun seine Staatsausgaben reduzieren muss. Oder Saudi-Arabien, wo die Kriegsgefahr weiter angefacht werden könnte.

Im Westen liegen Investitionen auf Eis - Fördertätigkeiten in schwierigen Regionen rentieren sich nicht mehr. Der Wert der zehn größten Ölunternehmen hat sich seit 2014 um 670 Milliarden reduziert. Die Angst vor Zahlungsausfällen wächst.

Warum das billige Öl am Ende gut für die Börse sein wird:

Die Erdölindustrie leidet zwar unter dem Ölpreistief, aber sie ist - etwa in den USA - für nur 0,5 Prozent des BIP verantwortlich. Hochspezialisierte Ölunternehmen sind mit anderen Branchen kaum vernetzt, die Ansteckungsgefahr ist also gering.

Außerdem können sich all jene Volkswirtschaften freuen, die Öl importieren. In der Eurozone etwa ist der Anteil an Ölausgaben am BIP seit 2014 um zwei Prozent gefallen. Denn ein Ölpreisrückgang bedeute ein höheres BIP-Wachstum, wie die französischen Analysten ausführen.