Rainer Nikowitz

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profil: Meine Herren, wenn Sie an den schon sehr nahen Wahltag denken: Nagen irgendwelche Zweifel bezüglich Ihrer Erfolgsaussichten an Ihnen?
Dörfler: Ü-ber-haupt net! Die Kärntnerinnen und Kärntner wissen ganz genau, was se der FPK alles zu verdanken hobn.

profil: Eh. Das ist ja das Problem.
Scheuch: Zweifel san wos für Leit, de zu vül Zeit zum Nachdenken hobn. Mir san de FPK. Bei uns wird net nachdenkt.

profil: Darüber dürfte sogar weitestgehend Einigkeit bestehen. Nun sagen Ihnen aber praktisch alle Umfragen einen katastrophalen Verlust in der Gegend von 20 oder mehr Prozentpunkten und den Rückfall auf Platz zwei voraus.
Dörfler: Dos hol ma locker no auf! Der Dobernig macht no so drei-, vierhundert Gratiskonzerte, und mir samma wieder voll dabei.
Scheuch: Außerdem sagen diese Umfragen doch überhaupt nix. De Leit schamen sich jetzt halt noch vül mehr als früher, zuzugeben, dass sie uns wählen. Würden Sie einfach so sagen, dass Sie den Kurt Scheuch wählen?

profil: Hab ich dabei eine entsicherte Pistole im Rücken?
Scheuch: Net, wenn wer zuaschaut.

profil: Gut. Dann: nein.
Scheuch: Na sehn S’. Sogar Sie schamen Ihna.
Dörfler: Aber i sag Ihnen ans: Wenn i aussegeh zu de Leit – do is de Stimmung ganz anders als in de damischen Umfragen. Dann fliegen mir nämlich die Herzen zu, jawoll!

profil: Tatsächlich.
Dörfler: Jo! I umreiß de Kernpunkte unserer Politik und ernte jedes Mal pure Begeisterung.

profil: Und was sind die Kernpunkte Ihrer Politik?
Dörfler: Also, i stell mi im Kärntneranzug zum Lindwurm und gib jedem, der mir verspricht, dass er die FPK wählt, an Hunderter. Und neben mir steht a Asylant, dem i von Zeit zu Zeit ane obehau.

profil: Na servas.
Dörfler: Ach, dos passt schon. Wann ma fertig san, kriagt er auch an Hunderter.
Scheuch: Hoben Se eigentlich gewusst, dass der Kaiser von der SPÖ nicht einen einzigen Kärntneranzug besitzt?

profil: Nein! Jetzt hören Sie aber auf. Das ist ja ungeheuerlich! Dagegen verblassen Ihre Korruptionsskandale natürlich augenblicklich.
Scheuch: Gell? Aber über de wirklich wichtigen Sachen schreibts ihr natürlich nie.

profil: Ich werde mich bessern. Und dar­um gleich eine andere wichtige Frage: Hat eigentlich Jörg Haider auf den Brief geantwortet, den Sie ihm geschrieben haben?
Scheuch: I wollt es net an die große Glocke hängen, weil dos net meine Art is. Aber, wenn Sie mi scho fragen: ja.
Dörfler: Ehrlich jetzt? I hab ihm a gschrieben, aber bei mir hat er net reagiert.

profil: Was wollten Sie denn von ihm?
Dörfler: An Flatscreen zu Weihnachten.
Scheuch: Bei mir war die Antwort mehr … nonverbal. Wie i am Tag nach meinem Brief in der Früh aus dem Fenster schau, war da a Wolken am Himmel, de hat ausgschaut wie a gstreckter Mittelfinger. Der war ganz eindeutig für de anderen Parteien gedacht.

profil: Hat Sie die Vogelspinne aus Ihrem Video eigentlich gebissen?
Scheuch: Na. Wieso?

profil: Ach, nur so.
Dörfler: Also, ehrlich gsagt: Ich für meinen Teil schreib dos nächste Mal doch wieder dem Christkind.

profil: Wo sehen Sie sich denn nach dem Wahltag? Was werden Sie dann machen?
Scheuch: Was i jetzt a tua: zum Wohle Kärntens einfach der Kurt Scheuch sein.
Dörfler: Und i bleib natürlich Landesvotta.

profil: In einer Koalition mit wem?
Dörfler: Herr Redakteur! Mir samma da in Kärnten. Irgendwer wird scho deppert genug sein.

profil: Und wenn sich das wider Erwarten doch nicht ausgehen sollte, weil nicht nur 80 Prozent der Bevölkerung, sondern auch 100 Prozent der anderen Parteien Ihre Gesichter nicht mehr sehen können?
Dörfler: Wenn dieser wirklich komplett hypothetische, von der Wiener Medienmafia konstruierte Fall eintreten sollte, dann geh i halt in die Privatwirtschaft. Dos einzige Problem is …

profil: … dass es ziemlich peinlich sein wird, als Ex-Landeshauptmann am Arbeitsamt zu sitzen?
Dörfler: Dort werd i aber nur deswegen sitzen, weil i für praktisch jeden Job überqualifiziert bin!

profil: Natürlich. Warum auch sonst.
Scheuch: Also, i tat den Gerhard jederzeit auf meinem Hof anstellen.

profil: Als was?
Scheuch: Als … leitenden Kuhfladenentsorgungsmanager.

profil: Eine wirklich noble Geste! Soll noch einer sagen, dass Kurt Scheuch Gerhard Dörfler in Wirklichkeit für einen leicht minderbemittelten Flachwurzler hält.
Dörfler: Wer sagt so was?
Scheuch: Äh …, schau amol, Gerhard! De Wolken da oben! Also, wenn dos ka Flatscreen is!

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Rainer Nikowitz

Kolumnist im Österreich-Ressort