Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP)

Schramböck: "Corona war Weckruf: Wir müssen wieder mehr in Europa produzieren"

Wir brauchen Strategieänderung“: „Zeit für die EU, die Naivität abzulegen“ – „Digitaler Aufholbedarf“ an Schulen.

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"Corona war ein notwendiger Weckruf: Wir müssen wieder mehr in Europa produzieren.“ Das sagt Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck in einem profil-Interview. Die ÖVP-Politikerin argumentiert, dass Europa und Österreich etwa bei medizinischer Schutzkleidung zu stark von Asien abhängig seien: „Dass 90 Prozent der Weltmarkt-Produktion von Handschuhen im Gesundheitswesen aus Malaysia kommen, wurde uns schmerzlich bewusst.“ Schramböck fordert, die Produktion strategischer Güter (nicht nur medizinischer) zurückzuverlagern: „Wir brauchen die Strategieänderung. Ich war 22 Jahre in der Informationstechnik-Branche, ich habe alle großen europäischen Technologiekonzerne verschwinden sehen. Wir haben früher Internet-Router in Europa produziert, heute werden sie nur mehr in Asien und in Amerika hergestellt. Wir brauchen wieder mehr strategisch wichtige Produktion in Europa.“ In geringeren Löhnen in Asien sieht sie kein Problem: „Natürlich sind Gehälter in Europa höher, aber es geht um innovative Produktion. Und da können wir Reindustrialisierung mit Hilfe der Digitalisierung in Europa vorantreiben.“

"Österreich und Europa stehen nicht zum Verkauf"

Reindustrialisierung solle gemeinsames EU-Ziel werden, sagt Schramböck: „Ein Hebel ist das EU-Wettbewerbsrecht. Wir erlauben Unternehmen nicht, sich zusammenzuschließen. Das ist jetzt in der Krise wichtig, sonst kommt es zu Übernahmen. Österreich und Europa stehen nicht zum Verkauf. Wir müssen Auslandsinvestitionen neu regeln, das Wettbewerbsrecht ändern und Produktion nach Europa rückverlagern. Es ist Zeit für die EU, erwachsen zu werden und die Naivität abzulegen.“ Gerade in der Krise gelte es, Unternehmen vor Übernahmen zu schützen: „Wir sehen klare Pläne von chinesischer Seite. Daher müssen wir Europa schützen.“

Nicht zuletzt sagt Schramböck, dass die Corona-Krise speziell beim Home-Schooling gezeigt habe, dass es „digitalen Aufholbedarf“ in Schulen und bei Schülern gebe. Zahlreiche Schüler und Schulen haben keine Computer, daher, so Schramböck: „Es gibt den Masterplan Digitalisierung, den hatten der Bildungsminister und ich vor der Corona-Krise fertig. Keine Frage, da ist viel zu tun. Und das wird auch gemacht.“