Bis zu 18 Milliarden Euro Wertschöpfung könnte der EU-Mercosur Deal bringen
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WIFO erklärt: 18 Milliarden Euro Wertschöpfung durch Mercosur

Im Dezember wird es ernst – das EU-Mercosur-Handelsabkommen liegt zur Ratifikation bereit und könnte spürbare Wirtschaftseffekte bringen – sofern die EU sich einigen kann.

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Im Dezember stimmen die EU-Mitgliedstaaten über das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den vier Mercosur-Ländern Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay ab. Der Ausgang ist ungewiss. Österreich könnte dabei zum Zünglein an der Waage werden, ist jedoch seit 2019 durch einen ablehnenden Parlamentsbeschluss im Abstimmungsverhalten gebunden.

In der Zwischenzeit hat China die EU als wichtigsten Handelspartner vieler Länder der Welt abgelöst, und Donald Trump hat die Weltwirtschaft mit neuen Zöllen überzogen. Schätzungen der Oesterreichischen Nationalbank und des WIFO zufolge dürfte Trumps Zollpolitik die österreichische Wirtschaftsleistung um -0,2 Prozent bis -0,3 Prozent reduzieren. Dieser ökonomische Schaden entsteht vor allem in der Industrie und verschärft deren derzeit prekäre Lage. Maßnahmen, die diesen Schaden abfedern können, sind daher dringend notwendig.

Zahltag

Am Zahltag erklären Expertinnen und Experten des Wirtschaftsforschungsinstitutes (WIFO) eine Zahl, die für die österreichische Wirtschaft von Bedeutung ist.

Das Mercosur-Abkommen liegt ratifikationsbereit auf dem Tisch. Studien der London School of Economics sowie des FIW („Forschungsschwerpunkt Internationale Wirtschaft“) schätzen die BIP-Effekte des Abkommens sowohl für die EU als auch für Österreich auf jeweils rund 0,1 Prozent. EU-weit entspricht dies einer Zunahme der Wertschöpfung um bis zu 18 Milliarden Euro. Noch bedeutsamer ist der Vergleich mit dem Schaden der US-Zollpolitik: Durch das Mercosur-Abkommen könnten zwischen einem Drittel und 50 Prozent der negativen Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung kompensiert werden.

Auch die Europäische Kommission hat die Handelseffekte des Abkommens untersucht. Demnach könnten die EU-Exporte in die Mercosur-Staaten bis 2040 um 39 Prozent ansteigen, die Importe aus Mercosur dagegen nur um zusätzliche 17 Prozent aufgrund des Abkommens zulegen. Die Mercosur-Staaten sind derzeit deutlich stärker durch Zölle abgeschottet als die EU, was die größeren Exportpotenziale für die europäische Wirtschaft erklärt. Die EU steht vor einer einfachen Entscheidung, möchte man meinen.

Harald Oberhofer
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Harald Oberhofer

ist WIFO-Ökonom und Professor für internationalen Handel an der Wirtschaftsuniversität Wien.