Wirtschaft

WU-Professor: „Aktionäre zahlen sich die Dividende selber“

Manfred Frühwirth, Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien, über die Angst vor falschen Entscheidungen beim Aktieninvestment und bluffende Unternehmen.

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Herr Professor Frühwirth, vor einigen Wochen sorgten Kursstürze für eine Krisenstimmung an den Börsen. Die Verluste wurden zwar schnell wieder aufgeholt, Anleger schichten jedoch bei solchen Anlässen ihr Portfolio gerne um und kaufen dann Aktien von Unternehmen, die dafür bekannt sind, hohe Dividenden auszuschütten. Das soll in volatilen Zeiten Sicherheit bieten. Ist dem tatsächlich so?

Frühwirth

Man sollte die Bedeutung der Dividende nicht überschätzen. Viel wichtiger ist die Diversifizierung und die Asset Allocation, also die Aufteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen. Anleger denken meist: Je höher die Dividende, desto wirtschaftlich erfolgreicher ist das Unternehmen. Denn Manager verwenden die Dividende, um den Aktionären zu signalisieren, dass das Unternehmen gut dasteht und sich daher die Ausschüttung hoher Dividenden leisten kann. Doch das muss nicht sein. Der Haken: Schlechte Unternehmen können bluffen und eine hohe Dividende ausschütten, um erfolgreich zu erscheinen.

Die Dividende wird doch vom Gewinn des Unternehmens bezahlt …

Frühwirth

Es gibt Fälle, wo Unternehmen eine Kapitalerhöhung durchführen, um das Geld reinzubekommen, das sie dann wieder ausschütten. Das erscheint unsinnig, weil sich die Aktionäre so ihre Dividende selbst finanzieren. Die Begeisterung der Kleinanleger für hohe Dividenden kommt auch daher, dass viele den Unterschied zwischen Eigen- und Fremdkapital nicht kennen.

Inwiefern?

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

war bis September 2024 Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast.