Wirtschaft

Zores um Flughafen Klagenfurt: „Unverfroren und frech“

Rund um den teilprivatisierten Flughafen Klagenfurt gibt es wieder einmal Zores. Es geht um Grundstücke, die der Airport verkaufen und dann wieder zurückmieten soll. Zugunsten von Mehrheitseigentümer Franz Peter Orasch und seiner Lilihill-Gruppe.

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Bald vier Jahre ist es her, dass die Lilihill-Gruppe von Franz Peter Orasch knapp 75 Prozent am Flughafen Klagenfurt übernommen hat. Der Immobilienunternehmer und Investor hatte hochfliegende Pläne: Rund eine Milliarde Euro sollte investiert werden, 5400 Arbeitsplätze entstehen, ein Hotel, ein Technologiepark, eine Messe und ein Logistikzentrum aus dem Boden wachsen und den verschlafenen Airport der Kärntner Landeshauptstadt in eine neue Ära katapultieren. Titel des Hochglanzprojektes: Aviation City Klagenfurt.

Orasch kam als Retter in der Not, denn für das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt war der marode Flughafen bloß noch ein Klotz am Bein. Zwischenzeitlich ist die Begeisterung für den Investor merklich abgekühlt. Nicht nur, dass der Rechnungshof die Teilprivatisierung ordentlich zerpflückt hat, auch sichtbare Investitionen in den darbenden Airport blieben aus (profil berichtete in Ausgabe 43/2020).
 

In der für 18. Jänner angesetzten Generalversammlung könnte es nun zu einem Showdown zwischen den Flughafen-Gesellschaftern kommen. Es geht um den Verkauf von 49 Hektar sogenannter nichtbetriebsnotwendiger Liegenschaften, die vom Flughafen direkt in eine von Oraschs Beteiligungsgesellschaften wandern sollen. 17,8 Millionen Euro, also 37 Euro pro Quadratmeter, will der Investor dafür bezahlen. Eine Okkasion: Bezifferte doch ein Verkehrswertgutachten aus dem Jahr 2015 den Wert dieser Grundstücke (für damals 51 Hektar) mit rund 28 Millionen Euro. Im Gegenzug werde Orasch auf einem Teil der Flächen ein nunmehr 450-Millionen-Euro-Investitionsprogramm durchziehen: Unter anderem soll ein Mehrzweckgebäude errichtet werden, ein Parkhaus, ein Airport-Hotel, ein Nahversorger sowie eine Photovoltaik-Anlage.

Allerdings: Einen Teil der Flächen, die der Flughafen nun verkaufen soll, müsste dieser wieder von Orasch zurückmieten. Und das mit Mietlaufzeiten von bis zu 40 Jahren, wie dem Kaufvertragsentwurf (siehe auch Faksimile) zu entnehmen ist. So etwa beim Mehrzweckgebäude und beim Parkhaus, wo der Airport bis zu 600 Stellplätze mieten soll. Die Flächen für den Nahversorger soll der Flughafen auf 25 Jahre mieten. Im Falle des Hotels und des geplanten Kongresszentrums soll sich der Flughafen auf Jahre verpflichten, gewisse Zimmer-beziehungsweise Veranstaltungskontingente zu übernehmen. Und sogar den Strom soll die Airport-Betriebsgesellschaft "vorrangig" über Oraschs PV-Anlage beziehen.

Ein Ansinnen, das Martin Payer, Vorstand der Kärntner Beteiligungsverwaltung (K-BV),welche die Anteile für das Land hält, als "unverfroren und frech" bezeichnet. Es könne keine Einbahnstraße Richtung Orasch geben. "Ich werde dem Verkauf der Liegenschaften auf keinen Fall zustimmen." Seine Haltung sei mit dem zuständigen ÖVP-Landesrat Martin Gruber abgestimmt, so Payer.

"Wir arbeiten konsequent daran, den Klagenfurter Flughafen zukunftsfit zu machen und langfristig abzusichern. Und dieses Mietmodell ist als Stützung des Flughafens angedacht",hält Lilihill-Sprecher Gerhard Seifried dagegen. Und Orasch warnte bereits: Entweder stimmen Land und Stadt dem Konzept zu, oder es werde den Flughafen nicht mehr geben.

Payer will eine Ausschreibung und die Flächen verpachten. Interessenten gebe es genug. "Dann hätten wir jährliche Einnahmen, mit denen wir arbeiten könnten",so der K-BV-Vorstand.

Der dritte Gesellschafter, die Stadt Klagenfurt, hält sich indes noch bedeckt. SPÖ-Vizebürgermeister Philipp Liesnig lässt wissen: Man habe ein Gutachten in Auftrag gegeben, um "eine Klärung eines etwaigen Verkaufspreises vornehmen zu können".Eine alternative Verwertungsform der Grundstücke erscheine aber "jedenfalls überlegenswert". Konfliktpotenzial ist also gegeben.

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

ist Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast (@profil_Klima).