Belegte Attacken
Im Sommer 1916 kam es an der Küste von New Jersey zu 5 tödlichen Haiattacken innerhalb weniger Tage, in einem Fall nur wenige Meter vom Ufer entfernt. Nachdem ein Weißer Hai erlegt wurde, fand man in seinem Inneren menschliche Überreste. Die Vorfälle waren 1974 die Vorlage für Peter Benchleys Buch „Jaws“, das ein Jahr später von Spielberg verfilmt wurde.
Vor rund 3000 Jahren ereignete sich der erste wissenschaftlich belegte Haiangriff der Geschichte. An der japanischen Küste starb ein Mann, vermutlich nach der Attacke eines Tiger- oder eines Weißen Hais. Dies ermittelten Forschende, die die Gebeine des Opfers ausgruben und daran 790 Verletzungen dokumentieren konnten, darunter zahlreiche Bissspuren.
Der Steckbrief des Weißen Hais
3 bis 6 Meter Länge kann ein Weißer Hai (Carcharodon carcharias) erreichen. Er wiegt an die 2000 Kilogramm, in Einzelfällen sogar bis zu 3000 Kilogramm, besitzt bis zu 7,5 Zentimeter lange Zähne und eine Bisskraft von 1,8 Tonnen – dies ist die höchste im Tierreich. Bei der Jagd auf Beutetiere wie etwa Robben kann er mit 40 bis 60 km/h aus dem Wasser schnellen.
Mindestens 73 Jahre alt können männliche Weiße Haie werden, weibliche um die 40 Jahre. Lange hatte man gedacht, dass Weiße Haie kaum älter als 20 Jahre werden.
Haie haben ausgeprägte Sinnesorgane. Gerüche können über mehrere 100 Meter wahrgenommen werden, Geräusche über noch größere Distanzen. Sie registrieren weiters Druckschwankungen und im Nahbereich auch elektromagnetische Felder.
Die Biss-Statistik
Die meisten Haiattacken auf Menschen ereignen sich durch vier Spezies:
Weißer Hai
Bullenhai
Weißspitzen-Hochseehai
Tigerhai
47 Angriffe von Haien auf Menschen wurden 2024 erfasst. Mit 28 Attacken fanden die meisten in den USA statt, an zweiter Stelle war Australien mit 9 Fällen. 4 Menschen starben 2024. Die Zahlen bilden sogenannte unprovozierte Angriffe ab: solche, bei denen nicht Menschen gezielt Kontakt mit Haien suchten.
1667 Todesfälle an australischen Stränden zwischen 2012 und 2022 werteten Forschende aus. Sie kamen zum Schluss, dass die Gefahr äußerst gering ist, einem Hai zum Opfer zu fallen. 63 % der Todesfälle waren auf Ertrinken zurückzuführen, ein weiterer großer Anteil auf Herzstillstände und verschiedene Verletzungen. Haie oder Quallen waren für 2 % der tödlichen Zwischenfälle verantwortlich.
Wenn Haie Menschen angreifen, handelt es sich der gängigen Ansicht nach um eine Art Verwechslung: Die Silhouetten von Schwimmern und Surfern an der Wasseroberfläche können jenen von Beutetieren wie Robben ähneln.
Die Hai-Zählung
548 Haiarten sind nach Angaben der Schweizer Hai-Stiftung im Moment bekannt. Haie sind in allen Weltmeeren beheimatet.
Nach Angaben des WWF ist mindestens ein Drittel aller Arten gefährdet. Statistiken der World Conservation Union bezeichnen 34 Arten als „kritisch gefährdet“ und weitere 58 Arten als „gefährdet“, darunter ist auch der Weiße Hai. Als „potenziell“ bedroht“ werden 50 Arten ausgewiesen.
In der Adria kommen mehr als 30 Hai-Arten vor, darunter Weiße Haie und die bis zu 12 Meter langen und gänzlich harmlosen Riesenhaie. Regelmäßige Sichtungen von Haien gibt es zum Beispiel in Kroatien, Italien, bei Montenegro und Albanien. Allerdings werden die Sichtungen über die Jahre seltener, weil die Nahrungsressourcen knapper werden. In Kroatien sind mehrere Hai-Arten inzwischen streng geschützt.
Mit einem Alter von 392 ± 120 Jahren ist der Grönlandhai (Bild unten) das langlebigste bekannte Wirbeltier. Das Alter samt Schwankungsbreite wurde mittels Radiokarbondatierung bestimmt.
Der Mensch, eine tödliche Gefahr für Haie
70 bis 100 Millionen Knorpelfische werden jährlich getötet, Schätzungen zufolge sind 60 % davon Haie. Die Todesursache sind oft große Schleppnetze, in denen sich Haie verheddern. Aber auch Trophäenjäger sind besonders hinter Weißen Haien her, in den vergangenen 50 Jahren nicht zuletzt aufgrund von Spielbergs Film.
Das Fleisch verschiedener Haie ist begehrt, auch wenn viele Arten heute geschützt sind. Besonders übel ist eine in Europa verbotene Praktik namens Finning: das Abtrennen der Rückenflosse bei lebendigem Leib. Die Haie werden danach einfach wieder ins Wasser geworfen.
Die Ahnen-Galerie
Die Ahnenreihe der Haie reicht wohl 400 Millionen Jahre zurück. Die Rekonstruktion der Geschichte ist allerdings vergleichsweise schwierig, weil Haie zu den Knorpelfischen zählen. Deren innere Struktur überdauert die Zeit schlechter als Knochen. Einen Blick in die Vergangenheit erlauben deshalb eher die Zähne.
Der Urahn des Weißen Hais und anderer Arten war der Megalodon, der vor 20 bis 3,6 Millionen Jahren lebte und gewaltige Ausmaße hatte: Der Meeresgigant gilt als größter Raubfisch der Erdgeschichte und erreichte eine Länge von 16 bis 20 Metern, mitunter angeblich sogar 24 Meter. Das Gewicht wird auf bis zu 94 Tonnen geschätzt.
Vor einigen Jahren bestimmten Forschende anhand von Zahnanalysen dessen wahrscheinlichen Vorfahren: eine nur einen Meter große Spezies namens Palaeocarcharias stromeri, die vor 165 Millionen Jahren lebte und sich vermutlich von kleinen Fischen ernährte.