Der Zustieg zur Oberwalderhütte war früher ein Gletscherweg, heute ist er ein Klettersteig.
Wissenschaft

Bergsommer 2023: Zehn Touren, die man nicht mehr gehen kann wie früher

Großvenediger, Dachstein, Wildspitze: Hier müssen Bergsteigerinnen und Bergsteiger mit Steinschlag, Gletscherspalten und Umwegen rechnen.

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Gletscherspalten tun sich auf, Hänge geraten ins Rutschen, Bergrouten, die als ungefährlich galten, sind nicht mehr begehbar - oder sehr gefährlich. Eine Liste.

Zuckerhütl:

Auf dem markanten Felssporn in den Stubaier Alpen droht Felsschlag, wenn der Gipfel vollständig ausapert. Der Stubaier Traditionsgipfel wird in der Sommersaison von lokalen Bergführern nicht mehr begangen.

Eisleitl am Großglockner:

Begehbar meistens nur noch bis Mai als Skihochtour, danach apert es völlig aus und besteht hauptsächlich aus losem Geröll. Der Weg auf den Großglockner wurde verlegt auf eine sicherere Felspassage.

Oberwalderhütte im Zentrum der Glocknergruppe:

Der Zustieg wird dieses Jahr vermutlich völlig eisfrei möglich sein. Vor ein paar Jahren wurde für den Hüttenzustieg ein Klettersteig gebaut, der wegen der Gletscherschmelze fast jährlich erweitert werden musste.

Wildspitze, der höchste Berg Tirols:

Der Normalanstieg von der Breslauer Hütte über das Mitterkarjoch ist vor allem in den Sommermonaten sehr steinschlaggefährdet. Wer sicherer aufsteigen will nimmt eine Alternativroute über den Rofenkarferner oder wählt den Aufstieg vom Pitztal.

Fluchthorn im Silvrettagebiet:

Bei dem Felssturz am 11. Juni 2023 donnerten eine Million Kubikmeter Stein in die Tiefe, der Gipfel ist nun um 19 Meter niedriger. Das Gebiet ist im Moment nicht begehbar.

Piz Buin:

Der höchste Berg Vorarlbergs wird häufig über die Tuoihütte in der Schweiz bestiegen. Davon wird derzeit abgeraten. Zwar ist die Hütte über eine neue Route erreichbar und deren mehrmonatige Sperre wurde aufgehoben, aber der Bereich westlich davon und weite Gebiete um den Piz Buin sind akut durch Felssturz gefährdet. Dort sind 700.000 Kubikmeter Gesteinsmassen in Bewegung, die in den nächsten Monaten bis Jahren abzubrechen drohen.

Großvenediger:

Der Gletscher auf dem Weg zu Salzburgs höchstem Gipfel ist spaltenreich. Die Schneebrücken sind in diesem Sommer sehr weich, deshalb besteht akute Sturzgefahr. Die große Gletscherspalte beim Nordeinstieg wird wie auch die letzten Jahre schon mit einer Leiter überbrückt.

Hoher Dachstein:

Wie bei den meisten Gletschern ist auch beim Dachstein Normalweg der Übergang zwischen Gletscher und Fels, die sogenannte Randkluft, zunehmend ein Problem. Wird der Schnee weicher, steigt die Gefahr, in eine Gletscherspalte zu stürzen.

Zugspitze:

Deutschlands höchster Gipfel grenzt direkt an Tirol und ist auch bei österreichischen Bergsteigern ein Top-Ziel. Beim Weg über das Höllental gilt die Randkluft, der Übergang zwischen Eis und Fels, als Schlüsselstelle. Die Breite und Beschaffenheit der Gletscherspalte kann sich innerhalb weniger Tage ändern.

Ködnitzkees, Osttirol:

Bei längeren Hitzeperioden gehen Bergsteigerinnen und Bergsteiger den Weg auf die Adlersruhe ab der Stüdlhütte nicht mehr bis zum ersten Klettersteig des Normalanstiegs. Sie müssen bereits weiter unten auf den kräfteraubenden Zustieg auf den Mürztalsteig ausweichen.

 

 

Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort und ist Moderatorin von tauwetter, dem profil-Podcast zur Klimakrise.

Christina   Hiptmayr

Christina Hiptmayr

ist Wirtschaftsredakteurin und Moderatorin von "Vorsicht, heiß!", dem profil-Klimapodcast (@profil_Klima).