US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy jr. und US-Präsident Donald Trump bei einem gemeinsamen Auftritt bei einer Pressekonferenz.
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Donald Trumps Medizin-Mythen: Die Rechten und ihre Autismus-Panik

Wieder verbreitet Donald Trump absurde Thesen über Autismus. Kann es sein, dass Rechte einfach Angst vor der Normabweichung haben?

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Sehr wahrscheinlich begann alles mit Andrew Wakefield: die unbelegten Behauptungen, die falschen Verdächtigungen, die unzulässigen Schlussfolgerungen. Vieles deutet darauf hin, dass es Wakefield war, der Donald Trump mit einer fixen Idee infizierte: mit der vermutlich unverrückbaren Überzeugung, dass Autismus andere Ursachen hat als von der Wissenschaft auf Basis jahrzehntelanger Forschung dargestellt.

Wiederholt stellte der US-Präsident, genau wie sein Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., deren Befunde infrage und widersprach breiter Evidenz mit alternativen Erklärungen, zuletzt vorvergangene Woche. Da machte Trump, assistiert von Kennedy, die Einnahme des Schmerzmittels Paracetamol während der Schwangerschaft für den vermeintlich enormen Anstieg und eine „Epidemie“ von Autismus-Fällen verantwortlich.

Ein gefährlicher Rat: „Stehen Sie es durch!“

Trumps drängende Appelle an werdende Mütter sorgten für Schlagzeilen und Entrüstung in Fach- wie auch Publikumsmedien: „Nehmen Sie es nicht, wenn Sie schwanger sind. Nehmen Sie nicht Tylenol.“ Tylenol ist einer jener Markennamen, unter denen Schmerzstiller mit dem Wirkstoff Paracetamol in den USA vertrieben werden, und Trump riet vehement davon ab, weil das Präparat angeblich das Autismus-Risiko erhöhe. Stattdessen empfahl er im Fall von Fieber oder Infektionen: „Stehen Sie es durch.“

Umgehend kam ein Aufschrei der gesamten Fachwelt, aus der Medizin und Wissenschaft ebenso wie von Verbänden, die sich für die Interessen und Bedürfnisse autistischer Menschen engagieren. Die Replik lautete: Trumps Aussagen seien in jeder Hinsicht falsch und würden jeglicher faktischer Grundlage entbehren. Und es sei gemeingefährlich, Fiebererkrankungen bei schwangeren Frauen nicht zu behandeln. Denn im Gegensatz zu Paracetamol seien Fieber und Infektionen tatsächlich ein nachgewiesener Risikofaktor für Autismus.

Alwin Schönberger

Alwin Schönberger

Ressortleitung Wissenschaft