FFP2-Masken: Halten sie einen Tag auf der Skipiste durch?

Der Mechatroniker Werner Baumgartner hat ein Maskentestgerät zum Selberbauen entwickelt. Wie gut sind FFP2-Masken, und halten sie einen Tag auf der Skipiste durch?

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Einmal in der Woche bekommen Anna Bichler* und ihre Kolleginnen eine Maskenlieferung auf ihre Station des Bezirksspitals. Es sind FFP2-Modelle unterschiedlicher Marken. Manchmal stammen sie aus China, manchmal aus österreichischer Produktion, manche sind mit der CE-Kennzeichnung der EU versehen, manche nicht. "Nehmen Sie dieses chinesische Modell in die Hand, es ist nur halb so dick wie die anderen", sagt Bichler. Sie ist misstrauisch, weil beim Maskentest im deutschen Fernsehen viele FFP2-Masken durchgefallen sind. Was, wenn auch diese Exemplare nicht die versprochenen 95 Prozent der Aerosole aus der Luft filtern?

FFP2-Masken im Prüfgerät

Der Linzer Mechatroniker Werner Baumgartner ist täglich mit Fragen wie dieser konfrontiert. Er hat mit seinem Team an der Johannes Kepler Uni ein Gerät entwickelt, das binnen Minuten feststellt, ob ein Mund-Nasen-Schutz etwas taugt oder nicht. Baumgartner nimmt besagte Maske, der die Krankenpflegerin misstraut, und schneidet einen kreisrunden Fleck von zwei Zentimetern Durchmesser heraus. Er legt ihn in ein rundes Plastikgefäß, das er auf die Öffnung einer gewöhnlichen E-Zigarette steckt. Die Idee ist ihm vor einigen Wochen bei einem Feierabendbier gekommen. "Die Tröpfchen, die eine E-Zigarette beim Paffen erzeugt, haben mit einem Durchmesser von 300 Nanometern die ideale Aerosolgröße", sagt Baumgartner. Hinter dem Maskenteil platziert er einen mit Aktivkohle gefüllten Zylinder, danach eine gewöhnliche 50-Milliliter-Spritze. Nun zieht er am Schaft der Spritze und simuliert damit den Zug an der E-Zigarette. Anschließend wiegt er die Aktivkohle auf einer Feinwaage. Ein weiterer Durchgang ohne das Filterplättchen aus der Maske zeigt: Das dünne Gewebe aus China hält, was es verspricht, und filtert 95 Prozent der Aerosole heraus. "Die Dicke des Materials sagt nichts über die Wirkung einer Maske aus",sagt Baumgartner.

FFP2-Testgerät kostet zwischen 50 und 70 Euro

Das Prüfgerät funktioniert ähnlich präzise wie die teuren Penetrometer, mit denen Masken üblicherweise zertifiziert werden. Den Bauplan für den Zigaretten-Test haben die Linzer Mechatroniker online gestellt-er ist in jedem Krankenhauslabor rasch herzustellen. Für Privatpersonen, die keine Präzisionswaage besitzen, gibt es eine Alternative mit einem Lichtstreuungsdetektor aus gewöhnlichen LEDs. Insgesamt kostet das Testgerät zum Selberbauen zwischen 50 und 70 Euro, zu finden ist es auf der Plattform github.com unter den Schlagwörtern Aerosol-Penetrometer_LightScatteringDetector).

100 FFP2-Modelle aus aller Welt

Mehr als 100 Modelle aus aller Welt haben die Linzer Wissenschafter bis dato getestet - bis auf zwei waren alle von guter Qualität. Doch dann zieht er die nächste Maske der Krankenpflegerin Anna Bichler aus der Verpackung. Sie trägt den Schriftzug KN95, wurde also in China zertifiziert. Stirnrunzelnd wiegt Baumgartner das Röhrchen mit der Aktivkohle. Dann stanzt er noch einen Flecken aus der Maske, steckt ihn in das zweite Gerät mit dem LED-Licht und stellt schließlich fest: "Dieses Exemplar kommt auf höchstens 80 Prozent Filterleistung." Als FFP2-Maske ist dieses Modell ungeeignet. Um sicherzugehen, müsste er ein weiteres Exemplar prüfen, sagt Baumgartner. Nicht alle müssen fehlerhaft sein. Manchmal liegen Masken beim Transport ganz unten und werden zerdrückt, oder sie werden zu feucht gelagert.

Empfindliches Innenleben

Das Innenleben der meisten FFP2-Masken ist empfindlich. Viele enthalten eine elektrostatisch aufgeladene Filterschicht. Nach sechs Stunden Tragen am Stück sinkt die Filterleistung im Schnitt auf 80 bis 90 Prozent. Steckt man sie zwischendurch in die Hosentasche, faltet oder knickt sie, kann die Wirkung gar auf 30 Prozent fallen. Da FFP2-Masken seit Dezember auch in Skiliften Pflicht sind, hat Baumgartners Team simuliert, wie diese einen Tag auf der Piste überstehen. Fazit: Die meisten halten Schweiß, Schnee, Einstecken und Herauskramen nicht gut aus-besser, man hat zwei Exemplare zum Wechseln dabei, gibt sie anschließend in den Müll und achtet trotzdem auf Abstand- und Hygieneregeln. Trägt man die Masken nur kurz beim Einkaufen, kann man sie trocknen und wiederverwenden-Waschen aber ruiniert sie. Nach sechs Stunden Tragezeit sollten alle FFP2-Masken entsorgt werden.

Pflegerin Anna Bichler hat indes die Krankenhausleitung informiert. "Das mangelhafte Modell wird nicht mehr verwendet", sagt sie. Der Bau eines eigenen Testgeräts ist geplant.

Franziska   Dzugan

Franziska Dzugan

schreibt für das Wissenschaftsressort und ist Moderatorin von tauwetter, dem profil-Podcast zur Klimakrise.