Das Bild zeigt den Schauspieler Klaus Kinski in seiner Rolle als Vampir Nosferatu.
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Vor 300 Jahren: Als in Österreich der Vampir-Mythos entstand

Österreichische Medien berichteten vor 300 Jahren erstmals von Vampiren – aufgrund mysteriöser Todesserien am Balkan.

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Sie wussten, was zu tun war, und schritten entschlossen zur Tat. Sie spitzten ein Stück Holz zu einem Pflock und trieben es durchs Herz des Vampirs. Augenzeugen behaupteten, dabei sei frisches Blut aus Mund und Ohren des Untoten geflossen. Anschließend verbrannten sie den Körper zu Asche.

Der Vorfall ereignete sich vor 300 Jahren an der Außengrenze des damaligen Habsburgerreiches. Die Überlieferung verdankt sich dem Beamten Ernst Frombald. Wiens Autoritäten entsandten ihn, um mysteriöse Ereignisse im Dorf Kisolovo zu untersuchen, knapp 120 Kilometer östlich von Belgrad. Aus dem Ort, der heute Kisiljevo heißt, war die Kunde einer Serie unheimlicher Todesfälle zu den Behörden gedrungen: In acht Tagen seien neun Personen gestorben, jede von ihnen innerhalb von 24 Stunden. Wütete eine Seuche in dem Dorf im heutigen Serbien?

Frombald sollte der Sache auf den Grund gehen. Hauptsächlich deshalb, weil die Verwaltung in Wien keine Unruhe in der Region wollte, die erst sieben Jahre zuvor vom Osmanischen Reich erkämpft und der Monarchie zugefallen war.

Frombald traf im Frühjahr 1725 in Kisolovo ein. Die Menschen waren in Aufruhr. Der Reihe nach, sagten sie, seien Dorfbewohner gestorben, und es handle sich gewiss nicht um eine Seuche oder eine andere natürliche Ursache. Nein, viel schlimmer: Vampyrie!

Alwin Schönberger

Alwin Schönberger

leitet das Wissenschafts-Ressort.