Ai Weiwei: "Es zeigt, in welchem Zustand die heutige Welt ist"
Ai Weiwei über Idomeni: „Es gibt keine Hoffnung“

Ai Weiwei über Idomeni: „Es gibt keine Hoffnung“

Ai Weiwei über Idomeni: „Es gibt keine Hoffnung“

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Stoisch, in einen gelben Regenmantel gehüllt, stand der chinesische Künstler Ai Weiwei (58) vergangene Woche im elenden nordgriechischen Flüchtlingslager Idomeni. Seit die Balkanstaaten unter tätiger Mitwirkung Österreichs ihre Grenzen für Asylsuchende geschlossen haben, stecken dort 13.000 Menschen fest. Wegen der Überfüllung campieren sie in kleinen Zelten auf den Wiesen vor dem eigentlichen Camp. Anhaltende Regenfälle haben die Böden in eine Schlammwüste verwandelt. profil sprach mit dem Künstler, der bis zu seiner Ausreise aus China im Vorjahr politisch verfolgt war:

profil: Herr Ai, was hat Sie bewogen, hierher zu kommen? Ai: Dies ist ein Ort, der für die heutige Situation steht. Ich bin auch nur einer von diesen Menschen. Deshalb bin ich hier. Ich will Teil davon sein und die Weltöffentlichkeit darüber informieren.

profil: Was sind Ihre Eindrücke? Ai: Die Menschen stecken hier fest, es gibt keine Hoffnung für sie. Die Tür ist für sie geschlossen. Es regnet, es ist kalt. Die Kinder frieren, die Mütter kämpfen sich durch Wasserpfützen, wenn sie etwas Brot holen wollen.

profil: Ein trauriger Ort. Ai: Traurig, aber das ist die Realität. Es zeigt, wie Europa funktioniert, wie die Menschheit funktioniert, in welchem Zustand die heutige Welt ist.

profil: Sammeln Sie Erfahrungen für ein neues Kunstprojekt? Ai: Nein. Ich bin an diesem Ort, weil ich lernen will. Was gibt den Menschen, die hier ausharren, Hoffnung? Ich bin mit einem Filmteam hergekommen, wir haben 40–50 Interviews mit Flüchtlingen gemacht. Wir drehen außerdem noch in Calais. Den Film wollen wir in Europa zeigen, aber auch in der Türkei und im Libanon.