#brodnig: Gerechtigkeit für Trump

Ein Teil der Häme gegen den US-Präsidenten geht zu weit.

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Zeit für Fairness: Donald Trump verbreitet nicht nur selbst gern Falschmeldungen - er selbst ist auch ein Opfer davon. Im Netz findet sich viel Kritik am US-Präsidenten, die zum Teil unberechtigt ist. Neulich kursierte auf Twitter ein Video: Es zeigte den G7-Gipfel in Sizilien, Regierungschefs wie Angela Merkel hatten dicke Kopfhörer auf, um die Übersetzung der Rede ihrer italienischen Gastgeber zu hören. Nur Trump trug keine Hörer - was prompt als weiterer Beleg für die Respektlosigkeit des Milliardärs gedeutet wurde. Der BBC-Journalist James Landale postete das Video und schrieb dazu: "Schaut mal, wer die Übersetzung nicht hören will." Fast 20.000 Mal wurde der Tweet geteilt. Es stellte sich heraus: Trump hörte die Übersetzung sehr wohl, er hat bei solchen Anlässen einen kleinen Stecker im Ohr. Die Kritik war ungerechtfertigt.

Der BBC-Korrespondent korrigierte seinen Tweet -nur wurde die Richtigstellung kaum weiterverbreitet. Unvorteilhafte Meldungen über Trump sind ein Klickköder. Selbst plumpe Attacken erreichen eine erschütternde Reichweite. Ebenfalls kursierte im Netz ein Foto vom Präsidenten auf dem Golfplatz. Man sah ihn von hinten, seine weiße Hose wies einen braunen Fleck auf. Das Bild suggerierte, dass sich der Staatschef selbst angemacht hätte. "Hatte Trump Diarrhö am Golfplatz?", fragten die Faktenchecker. Die Antwort: Nein, es handelt sich hier um eine gehässige Bildmanipulation. Auch Trump hat so etwas nicht verdient.

Gerade wenn man Trump für seine Faktenresistenz kritisiert, wäre es umso wichtiger, selbst bei Fakten zu bleiben.

Egal ob man einen Politiker gaga oder großartig findet, ist es einfach unfair, jemanden mittels Fotofälschungen oder falscher Behauptungen niederzumachen. Gerade wenn man Trump für seine Faktenresistenz kritisiert, wäre es umso wichtiger, selbst bei Fakten zu bleiben. Der Witz ist ja: Bei all den Absurditäten, die derzeit aus dem Weißen Haus dringen, wäre es doch gar nicht mehr nötig, etwas zu erfinden. Die Realität ist ohnehin schon krasser als jede Satire.

Wie denken Sie darüber? Schreiben Sie mir unter [email protected] , facebook.com/brodnig , twitter.com/brodnig

Ingrid   Brodnig

Ingrid Brodnig

ist Kolumnistin des Nachrichtenmagazin profil. Ihr Schwerpunkt ist die Digitalisierung und wie sich diese auf uns alle auswirkt.